Weltcup-Splitter 11.10.2021
Willingen ist das deutsche Zakopane – Die Spiewoks wieder mitten im deutsch-polnischen Fanblock
Simon Spiewok will möglichst bald selbst beim Kult-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze an den Start gehen. „Als ich dort im Training 150 m weit gesprungen bin, sind mir die Ski um die Ohren geflogen und ich kam so richtig ins Fliegen“, schwärmt der Jung-Adler, der gerade flügge geworden und nach dem Abitur im Upländer Skiinternat in den Schwarzwald gewechselt ist, Von dort will er eines Tages die Skisprung-Welt erobern.
Vor rund zehn Jahren begleitete Simon seinen besten Freund ins Skisprung-Training. Der hat inzwischen längst wieder mit diesem Sport aufgehört, sein neugieriger Kumpel aber ist Feuer und Flamme geblieben und hat auch seine Eltern Peter und Joanna infiziert. Sein Talent war von ihnen, aber auch den Trainern und Betreuern in den Skiklubs Meinerzhagen und Neuenrade bei Marius Kappes, Heinz Koch oder Jörg Pietschmann im Willinger Skiinternat gefördert worden.
Vor 32 Jahren aus Tarnowitz in Oberschlesien nach Meinerzhagen gekommen, trainierte der Papa seine beiden Söhne („echte Sauerländer“) wie viele Väter am Ball. Fußball war seine Leidenschaft. Die Schanze in Meinerzhagen zwar da, fand aber zunächst kaum Beachtung bei ihnen.
Das sollte sich ändern. Längst dreht sich bei den Spiewoks (fast) alles um das Skispringen. Mit Freunden, Nachbarn und Bekannten stand man nicht nur bei den kleineren lokalen Skispringen an der Schanze, sondern mit Simon seit nunmehr rund zehn Jahren auch beim Willinger Kult-Weltcup an der größten Großschanze der Welt mitten unter den vielen tausend Fans aus der neuen und der alten Heimat. Schwarz-rot-gold und rot-weiß sind die sichtbaren Farben.
„Hoffentlich bekommen wir noch Tickets“, sagt Peter Spiewok zum Beginn des Kartenvorverkaufs am 4. Oktober für den Weltcup 2022 mit fünf Springen an einem Wochenende, je zwei für Damen und Herren und einem Mixed-Wettbewerb, dem einzigen im Weltcup vor Olympia in Peking. Die Skisprung-begeisterte Familie kann sich sehr wohl ausrechnen, wie begehrt die Dauer- und später auch Einzelkarten im Internet unter www.weltcup-willingen.de oder auf der Geschäftsstelle des SCW nach den Corona-bedingten „Geisterspringen“ Anfang dieses Jahres sein werden.
„Auch bei uns steht das Telefon nicht mehr still. Wir sind gut vernetzt mit Fans in der alten Heimat, aber auch mit heute im Sauerland und im Ruhrgebiet lebenden Polen“, verraten die Spiewoks. Die Skispringer verfolgen nicht nur in Deutschland und Polen viele Fans am Bildschirm und sorgen in beiden Ländern für Top-Einschaltquoten – Willingen genießt längst den Ruf des „deutschen Zakopanes“, was die Stimmung rund um die Mühlenkopfschanze anbelangt.
Beim letzten Welt- und Continental-Cup „verirrten“ sich sogar einige polnische Fans im Wald über der Schanze, hatten die weite Reise aus Polen angetreten, um so nah wie möglich an ihren Idolen zu sein. Dabei waren alle aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben. Kamil Stoch, Pjotr Zyla oder Dawid Kubacki auf der einen – Markus Eisenbichler, Karl Geiger oder Lokalmatador Stephan Leyhe auf der anderen Seite werden überall fast wie Popstars umlagert.
„In Zakopane war ich selbst noch nie, aber schon in Wisla“, verrät Vater Spiewok, der auch einmal zur Vierschanzentournee nach Oberstdorf reisen will – spätestens dann, wenn Simon den Sprung in die nationale Gruppe schaffen sollte. Stolz sind alle Spiewoks – Sohn Thomas studiert in Aachen – auch auf das Sportschau-Video von Simon bei Youtube, das ihn als eines der größten Talente im DSV ausweist und in den letzten sechs Monaten schon rund 25.000 Mal aufgerufen worden ist.
Die Vorfreude auf den Kult-Weltcup an der größten Großschanze der Welt mitten unter Freunden und Fans aus der neuen und alten Heimat ist groß, auch wenn Simon sicherlich an dem besagten Wochenende im Conti- oder FIS-Cup im Einsatz sein wird und diesmal nicht in Willingen dabei sein kann. Doch jetzt gilt es erst einmal, im Ticketshop des Willinger Ski-Clubs zu zuschlagen, um alle Wünsche aus dem befreundeten großen Netzwerk der Familie und den Landsleuten erfüllen zu können.