Club-News 26.12.2019
Zwölf DSV-Adler beim Tourneestart dabei
Hoffen auf Geiger und Überraschungen
Stephan Leyhe mit guten Erinnerungen
Wellinger: Physio, Training, Reha
Leyhe und Göbel fingen bei Pietschmann an
Zwölf DSV-Adler beim Tourneestart dabei
Hoffen auf Geiger und Überraschungen
Stephan Leyhe mit guten Erinnerungen
Auf dem Oberstdorfer Lokalmatador Karl Geiger ruhen in erster Linie die Hoffnungen des zwölfköpfigen Aufgebots von Bundestrainer Stefan Horngacher bei der 68. Vierschanzentournee, für die schon vor Wehnachten alle vier Orte grünes Licht gegeben haben. Neben Geiger sind mit dem dreifachen Seefeld-Weltmeister Markus Eisenbichler sowie Richard Freitag, Stephan Leyhe und Pius Paschke weitere Routiniers mit dabei, die durchaus für Überraschungen sorgen können, so wie der Willinger „Upland-Adler“ mit seinem dritten Rang in der Gesamtwertung beim letzten Mal.
"Die Tournee steht vor der Tür. Wir haben uns gut vorbereitet“, verriet Leyhe in der kurzen Weihnachtspause. „Die bisherige Saison verlief für mich so la la. Aber in den letzten Springen konnte ich mich wieder wesentlich stabilisieren. Daher freue ich mich, mit diesem Gefühl zu Tournee zu fahren und dort zu zeigen, dass ich wieder stabil bin und es gut läuft.“
Er freue sich aber auch ganz speziell auf die vier Wettbewerbe: „Das ist für mich immer ein Highlight. Letztes Jahr bin ich mit Platz dreizehn in Oberstdorf gestartet, konnte mich dann aber von Springen zu Springen steigern und bin dann letztendlich auf dem Podest der Gesamtwertung gelandet. Deswegen habe ich gute Erinnerungen an das Event."
Der frühere Skisprung-Weltmeister Severin Freund (Meniskus-OP und Rückenprobleme), Olympiasieger Andreas Wellinger oder David Siegel (Kreuzbandriss) zählen wie erwartet nicht zum Tournee-Kader. Die Hälfte der aufgebotenen Springer zählt zur sogenannten nationalen Gruppe, die traditionell zum Beginn der Qualifikation an den Start geht. Erst nach dem zweiten Springen in Garmisch-Partenkirchen an Neujahr entscheidet Bundestrainer Stefan Horngacher dann, welche Athleten den zweiten Tournee-Teil in Innsbruck und Bischofshofen noch absolvieren. Das deutsche Aufgebot für die 68. Vierschanzentournee: Moritz Baer, Markus Eisenbichler, Richard Freitag, Karl Geiger, Martin Hamann, Felix Hoffmann, Stephan Leyhe, Kilian Märkl, Pius Paschke, Philipp Raimund, Luca Roth, Constantin Schmid.
Der Vorjahreszweite Markus Eisenbichler erkennt derzeit große Defizite bei sich selbst. „Es hapert am Selbstbewusstsein. Man kann so viel trainieren, wie man mag. Wenn man das Selbstvertrauen nicht hat, sich rauszuhauen, dann wird es schwierig - speziell bei mir“, sagte der 28 Jahre alte Bayer. Eisenbichler hatte im Februar in Seefeld noch drei WM-Titel gewonnen, konnte dies aber im laufenden Winter bislang noch nicht bestätigen. Als ambitioniertester deutscher Athlet gilt für den Jahreshöhepunkt stattdessen sein Zimmerkollege Karl Geiger, der zuletzt konstant in die Top-Ränge sprang. „Karl ist eher so der Denker, er muss alles gut durchdenken. Ich bin eher der Gefühlsspringer“, sagt Eisenbichler.
Wellinger: Physio, Training, Reha
Für Andreas Wellinger war der Winter vorbei, bevor er überhaupt begann: Der 23-jährige Traunsteiner zog sich im Juni 2019 beim Training im österreichischen Hinzenbach einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu, wurde sofort operiert und befindet sich mittlerweile im Reha-Training.
Mit dem neuen Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher hatte Wellinger bislang noch nicht viel zu tun, aber sein erster Eindruck ist sehr positiv: "Das ist ein Tapetenwechsel, es war eine neue Ansprache, neue Arbeitsweisen. Da sehe ich immer die Chance darin, dass man sich weiterentwickelt“, erklärte Wellinger bei einem Besuch als Studiogast in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“.
Momentan verbindet Willingen-Sieger 2018 Wellinger die Reha mit einem Praktikum. "Man plant als Sportler weit voraus. Das Studium läuft nebenbei, Priorität hat definitiv Physio, Training und Reha. Wenn ich Zeit habe, sitze ich im Büro. Dann ist es spannend, das Ganze mal von der anderen Seite zu sehen: "Als Sportler ist man so in seiner Blase, in seinem System. Was alles dahinter steht, damit wir das Privileg haben, unseren Sport auszuüben, ist extrem cool und man lernt es wieder mehr zu schätzen." Und weiter: "Wenn man auf die Nase fällt, dann muss man wieder aufstehen. Das ist oft ziemlich hart, aber das ist das Sportlerleben." Als Fußball-Fan verfolgt Wellinger besonders das Geschehen beim FC Bayern München. Er begrüßt, dass Hansi Flick das Team auch im Jahr 2020 trainieren wird: "Er ist keine Rampensau. Aber wenn er den richtigen Zugang zu den Spielern findet, ist das viel wichtiger, als vor der Kamera der Beste zu sein.“
Leyhe und Göbel fingen bei Pietschmann an
Der Deutsche Olympische Sportbund hat Andreas Bauer zu „Trainer des Jahres“ gekürt. Bevor der Oberstdorfer die deutschen Skispringerinnen zu Medaillen und Weltcup-Erfolgen führte, war der frühere Skispringer schon als Sprungtrainer der Kombinierer erfolgreich. Wen es eine solche Auszeichnung aktuell auch in Waldeck-Frankenberg geben würde, wäre Jörg Pietschmann zumindest ein heißer Kandidat.
Der 1996 aus dem Harz ins Waldecker Upland gekommene Diplom-Sportlehrer und Trainer übernahm die Nachwuchstruppe des Ski-Clubs Willingen, von Jens Kramer und Christian Behle ehrenamtlich geführt, ein Jahr nach der Weltcup-Premiere auf der Mühlenkopfschanze. Über regionale Wettkämpfe wie die Nordwestdeutsche Mattentournee hat er die Talente geformt, die dann im Jugendbereich von dem österreichischen Erfolgstrainer Heinz Koch mit täglichem Training und Lehrgängen weitergebildet werden. Pietschmann, aber auch Koch haben großen Anteil an den „Upland-Adlern“ Michelle Göbel und Stephan Leyhe, deren erste Sprungversuche von Pietschmann am Orenberg betreut worden sind.
Team-Weltmeister Stephan Leyhe, der als Silbermedaillengewinner bei Olympia im Weltcup punktet und 2018/19 Gesamtdritter der Vierschanzentournee war, und die erst 15-Jährige Michelle Göbel, die sich gerade erst für die olympischen Jugendspiele in Lausanne qualifiziert und die JWM `20 in Oberwiesenthal im Visier hat, sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Skispringerinnen Jenna Mohr und Anna Häfele kämpften bei WM und im Weltcup um Punkte, mit Max Häfele stellte Willingen nach Dirk Kramer in den 80er Jahren einen Nordisch Kombinierer mit nationalem Niveau.
Pietschmann selbst war in seiner Heimat im Harz Skispringer und möchte diesen „Virus“ weitergeben, Kinder für den Sport begeistern und in der Region Nordhessen/Sauerland Talente entdecken. Etwa wie Paul Winter, der an der Spitzenklasse kratzte und immer noch international unterwegs ist.
Pietschmann ist dafür mit einer Mini-Schanze unterwegs, im Sommer wie im Winter, auf kleinen Plätzen, aber auch beim Hessentag, um für das Skispringen (und den Willinger Weltcup) zu werben. Aber auch die Eltern der Springer helfen vorbildlich mit: „Ohne sie würde so manches nicht laufen.“ Und einige ehemalige Aktive wie Daniel Luckey und Corvin Kühnel unterstützen inzwischen den Trainingsbetrieb.
Pietschmann und Koch drängen auch auf den Bau von Nachwuchsschanzen, denn die am Orenberg sind nicht mehr konkurrenzfähig, obwohl sie nach 1978 mit Matten belegt, einer Schneekanone ausgerüstet und auch im Radius neu gestaltet worden waren. Wenn es auch in Zukunft wieder Leyhes und Göbels im Waldecker Upland geben soll – eines der Talente heißt Janne Puk und ist der Sohn von Ex-Skispringer Jörg Ritzerfeld – dann müssen die aktuellen Planungen in Sachen Schanzenbau auch umgesetzt werden.