Ehrenmitglied Ernst Marpe verstorben
15.Februar 2016

Ehrenmitglied Ernst Marpe verstorben

15
Februar
Erstellt von SC-Willingen
Kategorie: Club-News
2016
15 .Februar 2016
Kategorie: Club-News
Erstellt von SC-Willingen

Ein letzter Gruß für Ernst Marpe
Ehrenmitglied des Ski-Clubs verstorben

In Gedanken waren sie trotz des Weltcup-Stresses alle bei Ernst Marpe, ihrem Ehrenmitglied, „Free Willi“ und langjährigem FIS-Kampfrichterkollegen auf den Sprungschanzen dieser Welt. „Gute Besserung, Ernst“ stand auf dem Plakat, das Fahrdienst, Renn- und Pressebüro liebevoll gestaltet hatten und mit dem sich die internationalen FIS-Sprungrichter des Willinger Weltcups,  Rennleiter Volkmar Hirsch, Stephan Leyhe und Angelika Göbel im Auslauf der größten Großschanze der Welt, seiner Schanze, zu einem Foto-Gruß ablichten ließen. Er habe sich darüber sehr gefreut, ließen die Angehörigen später wissen. Es sollte ein letzter Gruß seiner Skisprung-Freunde werden. Ernst Marpe ist an diesem Wochenende eingeschlafen.

Ob Video-Weitenmessung, Wind- und Gate-Faktor oder körperbetonte Anzüge: Wenn sich das Skisprung-Regelwerk verändert hat, war der gebürtige Willinger immer mit dabei. Mehr als 30 Jahre bewertete Ernst Marpe die Skispringer Groß und Klein als Kampf- und Sprungrichter, seid 1995 auch bei internationalen Wettbewerben. Er war der erste FIS-Kampfrichter des Ski-Clubs Willingen, dem er seit Kindesbeinen verbunden war und der ihn angesichts seiner Verdienste 2014 zum Ehrenmitglied ernannt hat.

Nur am Mühlenkopf hat der FIS-Referee nie Noten vergeben, "Willingen ist für meine Kollegen ein Highlight, und daher habe ich mir geschworen, hier niemandem einen Platz wegzunehmen," hat er einmal gesagt. Aber dennoch fand am Mühlenkopf kein Weltcup ohne ihn statt, der seit den 80er-Jahren die Gruppe der Willinger Weitenmesser leitete und der zu seiner großen Freude inzwischen rund 30 Free-Willis aller Generationen angehören. Bis in die frühen Januar-Tage des Jahres 2016, als er wegen Komplikationen bei einer Lebertransplantation nicht mehr in die Heimat zum Kult-Weltcup kommen konnte.

Seit 1975 lebte Marpe im baden-württembergischen Heddesheim und war Gründer und später 2. Vorstand des dortigen Skiclubs. Als Schüler war er selber Skispringer und sein Rekord auf der Orenbergschanze lag bei circa  30 Metern. Bei einem Sturz auf der Schanze dort brach er sich einen Fuß und musste so seine Karriere frühzeitig beenden. Über seinen Patenonkel Hans Stremme, der im Willinger Rechenbüro aktiv gewesen war, fand er Interesse am Kampfrichterwesen, nachdem er schon als kleiner Junge mit den anderen Kindern den Springern die Ski einzeln auf die Schanze getragen hatte. Als "Zetteljunge" ist der kleine Ernst bald auf dem Kampfrichterturm zu Hause. 1980 legt er die nationale Kampfrichterprüfung ab, 1982 die für Sprungrichter. Seit 1995 wertete er Continental Cup-Springen und stieg schnell auf die Kampfrichtertürme der Weltcup-Schanzen um, bei seinen Kollegen beliebt und geschätzt. Ob in Skandinavien, Japan oder bei der Vierschanzen-Tournee - weltweit vergibt Marpe Haltungsnoten.

Seinen letzten Einsatz im FIS Skisprung Weltcup hatte er in Nizhny Tagil/RUS, denn mit 60 Jahren muss man als A-Richter aufhören. Schriftlich verabschiedete sich Ernst Marpe mit einer von Zeichner Thomas Zipfel gestalteten Karte von seinen Kollegen und inzwischen auch schon Kolleginnen, darunter auch zu seiner Freude eine Willingerin. Die Karikatur erinnerte an Janne Ahonens Schanzenrekord von 152 m am Mühlenkopf, der großen Stunde von Ernst Marpe, der als Augenzeuge natürlich das entsprechende Regelwerk parat hatte, als der Kölner Privatsender RTL im Fernsehen schon 155 m als Weite verkündet hatte. Da jedoch die elektronische Weitenmessung zu dieser Zeit bei 150 m endete, durften -wie auch bei anderer Gelegenheit  - offiziell nur zwei Meter hinzugeschlagen werden.

Ernst Marpes Rat wird nicht nur dem Ski-Club Willingen und seinen Kampfrichterkollegen im In- und Ausland fehlen. Aber alle werden ihn in bester Erinnerung behalten und sind in Gedanken und in stiller Trauer in diesen Tagen bei seinen Angehörigen.