Ehrenmitglied Jürgen Müller verstorben
Ehrenmitglied Jürgen Müller verstorben
Ehrenmitglied Jürgen Müller verstorben
Der Apotheker und langjährige Präsident kümmerte sich um Quartiere, Pokale, die VIPs und die Ehrendamen, hielt Kontakt zum Wetteramt und wusste immer wieder spannende Dönekes bei den Schanzenführungen am Mühlenkopf zu erzählen.
Jürgen Müller ist tot. Das Ehrenmitglied des Ski-Club Willingen ist nach einer Gehirnblutung nicht mehr aus dem Krankenhaus in Korbach und der Reha in Bad Wildungen nach Hause gekommen und im Alter von 79 Jahren verstorben. Mit seiner Familie trauern die "Free Willis" und alle Mitglieder des Ski-Club Willingen um den langjährigen Präsidenten, der sich in den verschiedensten Funktionen bewährt und um den Verein verdient gemacht hat. Jürgen war 46 Jahre Mitglied in seinem SCW.
"Apotheke zum Kurgarten, Müller", war der aus Soest nach Willingen gekommene Apotheker lange Jahre als Schriftführer und seit 1992 als Präsident erster Ansprechpartner am Telefon für alle, die mit dem Ski-Club in Kontakt treten wollten. Seine Apotheke war gleichzeitig die Geschäftsstelle und das Archiv des Ski-Clubs, wie die vielen großen Bilder mit den Zeugnissen der internationalen Skispringen und Europacups oder der Erfolge seiner Wintersportler an den Wänden des Büros verrieten. Die Vereinsfarben, Plakate und Pokale im Schaufenster kündigten kommende Veranstaltungen an.
1994 fuhren Ernst-Christian Trögeler, Manfred Stede und Jürgen Müller nach Planica und klopften bei der FIS und dem DSV wegen eines möglichen Weltcup-Springens auf der Mühlenkopfschanze an. Mit Erfolg und der Unterstützung von Prof. Paul Ganzenhuber. Schon im Januar 1995 holten Jürgen "Jupp" Müller und Rainer Puk, die "Stimme vom Mühlenkopf", die Weltelite um Andreas Goldberger per Charterflug von Salzburg nach Paderborn zur Premiere auf der Großschanze ab. "Trotz Flugangst", wie beide später unisono verraten haben.
Auch als Jürgen Müller 2002 aus freien Stücken einem jüngeren den Platz als Präsident frei gemacht hatte, änderte sich an seinem vielseitigen Einsatz für den Ski-Club nichts. Er war Quartiermacher beim Weltcup, organisierte die Hotels für die Skispringer und Funktionäre, hielt während der heißen Weltcup-Wochenenden den Kontakt zum Wetteramt in Essen oder Offenbach, als die FIS und der Ski-Club noch nicht auf Wetter-Apps und lokale Wetterdienste zurückgreifen konnten.
Manch einer der "Wetterfrösche" vom Deutschen Wetterdienst kam persönlich nach Willingen und ließ sich von Jürgen Müller informieren und begeistern, welche wichtige Rolle neben dem Schnee vor allem der Wind und seine Richtung an der Schanze für die Austragung eines Springens spielten.
Dass den Siegern und Platzierten auf der größten Großschanze der Welt auch ihre Pokale überreicht werden konnten, hatte Müller jeweils im Vorfeld mit der Firma Joska in Bodenmais organisiert, deren Mitarbeiter den Willinger Weltcup zum festen Termin in ihrem Kalender machten.
Er organisierte die Brotzeit bei der traditionellen Herbstwanderung und war sich auch nicht zu schade, zur Schüppe zu greifen, wenn Schnee geräumt werden musste. Und um eine Aufgabe beneideten nahezu alle "Free Willis" das Ehrenmitglied bis zum Schluss: "Jupp" war auch Ansprechpartner und Betreuer "seiner" drei Ehrendamen, denen, wie ihm selbst, das Herz blutete, weil sie 2021 und 2022 wegen Corona nicht beim Weltcup dabei sein konnten.
Auch mit den befreundeten Ski-Clubs oder den Ehrengästen, Sponsoren oder den Schirmherren verstand sich Müller gut und las ihnen an der Schanze jeden Wunsch von den Augen ab.
Jürgen Müller gehörte auch zum festen Stab der "Free Willis", die bei den beliebten Schanzenführungen auf der größten Großschanze der Welt die vielen Gäste, Urlauber und prominente VIP-Besucher hinter die Kulissen des Skispringens führten und dabei so manche Dönekes erzählen konnten. Zuletzt unterstützt von Videos und allerlei technischen Hilfsmitteln, die "Jupp" oft nicht nutzte und sich lieber auf seine Erzählungen und persönlichen Erinnerungen konzentrierte. So schickte er seine Ehefrau Barbara mit der Feuerwehr durch das Dorf, um per Lautsprecher verkünden zu lassen, dass Stephan Leyhe nach dem Ausfall von Michael Neumayer erstmals überraschend zum Weltcupstart auf der Heimschanze kam.
Auch im Ruhestand wurde es dem Apotheker nicht langweilig, der auch bei der FDP, im Ortsbeirat, im Tennis-Club oder auf dem Fußballplatz engagiert war und mit seinem Oldtimer oder am Donnerstag-Stammtisch bei Gesprächen und einem Aquavit Ablenkung fand. Nicht nur seit dem Studium in Hamburg war er HSV-Fan und hätte nur allzu gerne Uwe Seeler einmal als Ehrengast beim Weltcup begrüßt.
Barbara, die Kinder Marc und Anja mit ihren Partnern Christian und Lars sowie Enkelkind Jan werden ihn ebenso vermissen, wie der Ski-Club, der einen Freund verloren hat, der sich um den Sport und den Verein verdient gemacht hat.