FIS Skisprung Weltcup Lahti 22.03.2025
Bei Lanisek-Sieg springt Stephan Leyhe im finnischen Lahti seinen 240. und letzten Weltcup
Sympathieträger und Top-Sportler vom Ski-Club Willingen beendet seine erfolgreiche Karriere
Bei Lanisek-Sieg springt Stephan Leyhe im finnischen Lahti seinen 240. und letzten Weltcup
Sympathieträger und Top-Sportler vom Ski-Club Willingen beendet seine erfolgreiche Karriere
Was für ein Tag voller Emotionen und Wehmut für Stephan Leyhe und seine vielen Fans. Im finnischen Lahti startete der 33-jährige Schwalefelder vom Ski-Club Willingen in seinem letzten FIS-Skisprung-Weltcup zum insgesamt 240. Mal seit seiner Premiere vor 15 Jahren in Klingenthal. Überrascht worden war er vom Besuch seines Vaters Volker und seines Willinger Jugendtrainers Jörg „Pietschi“ Pietschmann, die sich spontan ins Flugzeug nach Finnland gesetzt hatten. Und auch an den heimischen Bildschirmen in Deutschland werden viele Leyhe-Anhänger beim letzten Auftritt des „Upland-Adlers“ mitgefiebert haben. Nach einem soliden Training mit Sprüngen auf 123,5 und 118,5 Metern und den Plätzen 19 und 21 sorgte Stephan dann in der Qualifikation für eine Schrecksekunde. Nach einem nicht geglückten Versuch auf nur 102,5 Meter belegte er Rang 45, nur die ersten 50 Skispringer qualifizieren sich für den Wettkampf…
Nach so einer erfolgreichen Laufbahn mit WM- und Olympiamedaillen und dem unvergesslichen Sieg beim Heim-Weltcup von Stephan Leyhe am 8. Februar 2020 auf der Willinger Mühlenkopfschanze wäre dies für den letzten Start im Feld der besten Skispringer auch nicht angemessen gewesen. So ging Stephan mit der Startnummer 32 im 1. Durchgang über den Bakken der Salpausselkä-Schanze (HS 130) in Lahti. Alle hatten nochmal ein gutes Wort für den sympathischen Sportler übrig, der als zuverlässiger Weitenjäger und liebenswerter Mensch über ein Jahrzehnt Mitglied der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft gewesen ist. Stephan selbst ging mit einem strahlenden Lächeln durch das Springerlager, Wehmut und Freude dürften sich die Waage gehalten haben.
Das ERSTE würdigt Stephan Leyhes Leistungen bei der Live-Übertragung vom Weltcup in Finnland
Auch bei der Live-Übertragung im ERSTEN lag der Fokus neben dem Weltklassesport auf Stephan Leyhe. So sprachen Moderatorin Lea Wagner und Experte Sven Hannawald schon zu Beginn der Übertragung von einem „emotionalen Moment.“ Auch Reporter Tom Bartels zeigte sich wie immer bestens informiert und erinnerte an die Anfänge des „kleinen Stephan“ auf den heimischen Schanzen am Orenberg in Willingen. Dann stand Stephan Leyhe am Ablauf und sprang auf 118,5 Meter. Da zu diesem Zeitpunkt noch ein paar Plätze fehlten, um das Finale der besten 30 zu erreichen, begann das große Daumendrücken für den (noch) im Schwarzwald wohnenden Upländer, der schon angekündigt hat, in seine Heimat zurückkehren zu wollen und ein Architekturstudium zu beginnen. Das Daumendrücken für Stephan half, wenige Minuten später war es klar, dass er noch einen weiteren Sprung haben wird. „Karriereende verschoben“, scherzte Sven Hannawald und freute sich für den Mann, der ihn einst im „Tigerenten Club“ der ARD als Kind interviewt hatte und seinerzeit fragte: „Wie ist es so, ein Skispringer zu sein?“ „Hanni“ antwortete Stephan damals spontan: „Mach‘s doch nach, dann weißt du’s.“ Der Rest der Geschichte ist bekannt.
Lea Wagner interviewte auch Vater Volker und Stephans ersten Trainer Jörg Pietschmann. „Irgendwann musste der Moment mal kommen, ich bin 27 Jahre mit Stephan durch die Gegend gefahren, das ist heute nicht ganz einfach“, offenbarte ein sehr wehmütiger, aber stolzer Papa. Und Jörg Pietschmann bekräftigte, dass „Stephan für den SC Willingen einzigartig“ war, unser Botschafter, ein solider super Arbeiter, der für das Team immer alles gegeben hat.“ Auch Stephan nahm sich zwischen den Durchgängen die Zeit für das Live-Interview auf der Presenter-Position im Fernsehen. Er sei noch immer „voll im Flow“, weil er natürlich im Wettkampf immer ehrgeizig sei. „Ich darf nochmal runter, darüber freue ich mich sehr, ich werde meinen letzten Sprung im Wettkampf genießen“, sagte Stephan Leyhe.
Jörg Pietschmann winkt Stephan an der Seite des Bundestrainers mit der Ski-Club-Fahne ab
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher wertschätzte Stephan Leyhe. Er habe ihn bei der Weltmeisterschaft in Trondheim über sein Karriereende informiert. „Auf Stephan hat man sich immer verlassen können, er hat sich alle seine Erfolge erarbeitet, ein großer Sportler und auch Mensch“, so Horngacher. Und dann war der Moment da. Um 17:45 Uhr winkte Stephans Jugendtrainer Jörg Pietschmann an der Seite von Bundestrainer Horngacher den SCW-Vorzeigespringer mit der blau-gelb-weißen Fahne seines Heimatvereins Ski-Club Willingen ein letztes Mal ab. 115 Meter kamen in die Wertung, was für Stephan Leyhe am Ende Platz 25 und letzte Punkte im Weltcup bedeuteten. Die Platzierung war aber absolut zweitrangig.
Und dann stand er wieder m Mikrofon bei Lea Wagner und gab ein bewegtes und bewegendes Interview. „Das war jetzt ziemlich gemein, dass da plötzlich mit Pietschi mein Kindertrainer an der Fahne auf dem Trainerpodest stand, da ging mir doch beim Absprung einiges durch den Kopf“, sagte ein zufriedener Ex-Skispringer. „Jörg hat mich damit wohl bei meinem ersten und bei meinem letzten Wettkampfsprung abgewunken.“ Auch auf seine großartigen Erfolge wurde nochmals verwiesen, und Stephan sagte, es sei für ihn immer ein Privileg gewesen, als Skispringer durch die Luft segeln zu dürfen, das macht mich schon stolz.“ Fehlen werden ihm vor allem die Teamkollegen, die zu Freunden geworden seien. „Ich danke allen, die meinen Weg begleitet haben“, ich bin sehr dankbar dafür. „Wenn man das sieht und hört, dann weiß man, warum ihn alle so sehr mögen“, so Tom Bartels.
Slowene Anze Lanisek siegt bei Leyhe-Abschied vor Stefan Kraft und Pawel Wasek
Stephan Leyhe wurde am Exit Gate von FIS-Renndirektor Sandro Pertile höchstpersönlich empfangen, der ihm mit seinem Händedruck ebenfalls Hochachtung zollte. Dann nahm er seine Freunde Karl Geiger (13.), Pius Paschke (12.), Philipp Raimund (5.) und Andreas „Andi“ Wellinger (6.) nach deren Finalsprüngen im Auslauf in die Arme. Die langjährigen Weggefährten strahlten dabei um die Wette. Was für schöne Bilder, die um die Welt gingen. Sportlich setzte Anze Lanisek aus Slowenien ein dickes Ausrufezeichen. Schon nach dem ersten Sprung lag er nach 131 Metern souverän in Front und machte den Sieg im Finale mit 128 Metern und 276,9 Punkten perfekt. Der erste Weltcup-Saisonsieg für den Team-Weltmeister. Zweiter wurde der Österreicher Stefan Kraft (127,5+126,5 Meter/270,8 Punkte). Sein erstes Karrierepodest feierte der Pole Pawel Wasek (127+127,5/263,9) als Drittplatzierter. Das gute deutsche Mannschaftsergebnis bildete den würdigen Rahmen zum Abschied von Stephan Leyhe, den „wir alle sehr vermissen werden“ (Tom Bartels). Morgen nach dem Super-Team-Wettbewerb mit jeweils zwei Skispringer pro Team soll dann nach dem Weltcup der dann tatsächlich letzte Sprung von Stephan stattfinden. Eine große Ehre, die ihm zu Teil wird, wenn die langjährigen Kollegen aus den verschiedenen Nationen im Auslauf für das Ski-Club-Idol Spalier stehen wollen. Ein weiterer Moment einer langjährigen Karriere, den Stephan Leyhe nie vergessen wird.