FIS World Cup GAP 01.01.2016
Peter Prevc gewinnt in Garmisch-Partenkirchen vor Gangnes und Severin Freund
Stephan Leyhe vom SC Willingen untermauert mit dem 17. Platz Gesamt-Rang 14
Nach Oberstdorf gab es auch in Garmisch-Partenkirchen auf der Großen Olympiaschanze ein Skisprung-Fest am Neujahrstag. 25.000 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Haus und eine tolle Stimmung. Peter Prevc war der Mann des Tages. Der Slowene zeigte bei fairen äußeren Bedingungen zwei blitzsaubere Sprünge auf 133,5 und 136 Meter. Das war mit 272,7 Punkten der souveräne Sieg vor Kenneth Gangnes (132+134 Meter/260,1 Punkten) aus Norwegen und Deutschlands bestem „Adler“ Severin Freund (133,5+132,5/256,8). Vierter wurde mit Johann Andre Forfang (128+133,5/250,8) ein weiterer Norweger. Auf dem fünften Platz landete der Österreicher Michael Hayböck (131+132/247,3). Dahinter wurde Richard Freitag (130+127,5/243,6) als Sechster zweitbester DSV-Starter. Andreas Wank als Elfter, Andreas Wellinger als 14., der überraschend starke David Siegel als 16., Stephan Leyhe als 17. und Michael Neumayer als 29. sorgten dafür, dass sieben Skispringer aus dem deutschen Team unter die besten 30 sprangen. Nur Karl Geiger (32.), Pius Paschke (33.) und Marinus Kraus (47.) mussten nach dem ersten Durchgang die Segel streichen.
Stephan Leyhe (Foto - www.skispringen.com ) vom Ski-Club Willingen stellte seine konstant gute Form einmal mehr unter Beweis. Im K.o.-Duell musste der 23-jährige gegen den großen Gregor Schlierenzauer antreten. Der 53fache Weltcup-Sieger aus Österreich, der das Neujahrsskispringen in Garmisch-Partenkirchen 2008, 2010 und 2012 schon dreimal gewonnen hat, legte 124,5 Meter vor. Doch davon ließ sich Stephan Leyhe nicht schocken. Der „Upland-Adler“ sprang unter den Augen seiner Freundin Jacqueline, die heute Geburtstag feiert, auf starke 126,5 Meter und schlug den besten österreichischen Skispringer aller Zeiten. Schlierenzauer schaffte es als einer von fünf „Lucky Losern“ ebenfalls ins Finale. Es sei eine große Ehre, gegen Gregor Schlierenzauer im K.o-Duell antreten zu dürfen, hatte Leyhe vor dem Wettkampf Dirk Thiele von EUROSPORT gesagt. Dann stand er nach dem Zweikampf als Sieger neben dem einstigen Überflieger aus dem Tournee-Teppich. Was für ein Tag für den Schwalefelder. Im ZDF präsentierte sich Stephan Leyhe beim Kurzinterview gewohnt sachlich, sympathisch und bodenständig: „Es ist ein großer Erfolg, dass ich Gregor Schlierenzauer im Duell geschlagen habe“, gab er vor einem TV-Millionenpublikum zu Protokoll. Nach dem ersten Durchgang hatte Leyhe als Zwölfter sogar an den Top Ten gekratzt, ein etwas schwächerer Sprung auf 120,5 Meter brachte ihn am Ende auf Rang 17, für den er weitere 14 Weltcup-Zähler erhielt.
In der Gesamt-Wertung der 64. Vierschanzentournee hat Peter Prevc den Spieß nun umgedreht und sich zum Top-Favoriten gemacht. Mit 572,6 Punkten liegt der Slowene aktuell 8,6 Zähler vor Deutschlands Hoffnung Nr. 1 Severin Freund (564,0 Punkte). Freund sagte im ZDF, dass er sehr zufrieden sei mit dem Podestplatz in Garmisch-Partenkirchen. „Hätte mir einer vorher gesagt, dass ich hier auf dem Podium stehe, hätte ich das blind unterschrieben“, so der 27-jährige Bayer. Die Olympiaschanze gehört bekanntlich nicht zu seinen Lieblingsschanzen. Bezogen auf die Gesamtwertung sagte Freund weiter: „Peter hat jetzt den Vorteil, aber er ist der Gejagte. Es sind noch zwei Wettkämpfe, da kann noch viel passieren.“ Realistisch betrachtet dürften nur noch diese beiden überragenden Skispringer der letzten und dieser Saison Chancen auf den so begehrten Tournee-Gesamtsieg und den goldenen Adler als außergewöhnliche Siegertrophäe haben. Michael Hayböck als Dritter liegt mit 551, 5 Punkten schon zu weit zurück. Danach folgt ein Norweger-Trio mit Gangnes (548,7 Punkten), Anders Fannemel (537,3) und Forfang (529,6). Titelverteidiger Stefan Kraft (526,3) hat als Siebter keine Chance mehr, den Coup aus dem Vorjahr zu wiederholen. Richard Freitag ist in der Gesamt-Wertung Neunter (520,1) vor Andreas Wank (496,3). Nach Andreas Wellinger (487,4) auf Rang 12 hält SCW-Vorzeigeflieger Stephan Leyhe (485,3) den hervorragenden 14. Platz, den er bei seinem ersten Tournee-Start beim letzten Mal ebenfalls inne hatte. Seine Fans drücken ihm für die weiteren Tournee-Stationen in Innsbruck und Bischofshofen die Daumen. Gerade Bischofshofen hat Stephan Leyhe kürzlich in einem Radio-Interview des Hessischen Rundfunks als „die Tournee-Schanze bezeichnet, die mir am meisten liegt.“ Für den FIS Skisprung Weltcup vom 8. bis 10. Januar auf der Mühlenkopfschanze sind die tollen Tournee-Wettbewerbe, die Gesamtsieg-Chance von Severin Freund und das tolle Abschneiden von Lokalmatador Leyhe beste Werbung, um ebenfalls ein volles Haus mit gigantischer Stimmung beim Kult-Weltcup am Mühlenkopf zu präsentieren.
Im Gesamt-Klassement im Weltcup hat Peter Prevc seine Führung mit 724 Punkten vor Severin Freund (559) und Kenneth Gangnes (490) ausgebaut. Mit nunmehr 92 Punkten ist Stephan Leyhe in dieser Wertung auf Platz 21.
Dieter Schütz – Weltcup-Pressechef