Free Willis - Serie - Das Tretkommando
Himmlischer Beistand für die „Free Willis“
Tretkommando nicht mehr nur Männersache
Das Tretkommando beim Willinger Weltcup, mit rund 40 Free Willis eine der größten Helfergruppen, hat mit Pfarrer Christian Röhling himmlischen Beistand, ist längst nicht mehr nur Männersache und bekommt gelegentlich auch prominenten Zuwachs. Handballer Florian Kehrmann bewarb sich nach dem Besuch mit Heiner Brands Weltmeistern und dem TV Lemgo an der Mühlenkopfschanze mit Erfolg als Fahnenfahrer bei der Begrüßung der Teams aus aller Welt. Und Jörn Kesper, stellvertretender Schanzenchef, Streckenwart des SCW und zusammen mit Uwe Leipold Chef der Truppe, kann berichten, dass eine Delegation aus Oslo anlässlich eines Kult-Weltcups die Truppe aus dem Upland sogar zu einem Einsatz am berühmten Holmenkollen verpflichten wollte.
„Wir sind eine tolle Truppe. Auf uns ist bei Wind und Wetter und zu jeder Uhrzeit Verlass“, sagen Kesper und Leipold, die als Aktive selbst erfolgreich im Biathlon bzw. Langlauf bis in den Europacup bzw. Weltcup und Deutsche Meisterschaften erfolgreich gewesen sind und jetzt dem Verein etwas zurückgeben wollen. „Und die Jugend für den Wintersport und den Weltcup begeistern“, haben sie auf ihre Fahnen geschrieben.
In Corona-Zeiten waren das Weltcup-Wochenende und die vier COC-Springen ohne Publikum und mit weniger Helfern besonders hart. „Danach waren alle platt.“ Zumal auch das Feiern, das bei den normalen Skispringen als Motivation nicht zu kurz kommt, völlig ausfallen musste. Kesper, beruflich bei der Waldecker Bank, kommunalpolitisch in der FDP aktiv, unterstützt mit Leipold den Schanzenchef Andi Rohn bei der Präparation des Aufsprungs und des Auslaufes. Dabei sind und waren sie an den beiden Skisprung-Wochenenden auch körperlich voll gefordert. Das steckt dann schon in den Knochen, wenn es wieder in den Alltag geht und man trotz Homeoffice am Wochenende wenigstens mit den Kindern Langlaufen kann.
„Auch wenn es von außen manchmal so leicht aussieht, wir manchmal rumstehen und warten müssen: das Tretkommando ist wirklich kein leichter Job,“ sind sich die Beteiligten einig. „Da tut das Gestell weh. Wir stehen manchmal schon lange mit den dicken Skistiefeln im schrägen Hang. Da hat nach den zwei Wochenenden mit Weltcup und COC der Körper schon weh getan, war da Schienbein geschwollen und wund“, erzählt Leipold. Doch auch wenn man sich dieses Mal wegen Corona kaum treffen konnte, an verschiedenen Orten verpflegt wurde und so kaum Kontakt zu anderen Free Willis oder gar den Springern hatte: „Es hat wie immer Spaß gemacht und neu motiviert. Anfang der Woche sind wir immer noch ganz wenige, weil die meisten Arbeiten müssen. Doch ab Donnerstag trudeln dann alle langsam ein und wir sind wieder komplett.“
An der Schanze ist in den Weltcup-Tagen immer was zu tun. „Da gilt es den Einsatz der Pistenraupe zu koordinieren, den Schanzenhobel mit Günther Abel und Volker Leyhe zu buchen und das Tretkommando immer wieder auf die Piste zu schicken“. Mit Tannenzweigen wird jeweils auch der Schriftzug „Willingen“ auf dem Hügel in den Schnee gesteckt. „Auch dafür haben wir mit Markus Behlen und Thomas Bangert unsere Spezialisten,“ verrät Kesper. Auch wenn inzwischen viel Technik im Einsatz ist, Männer und Frauen mit Steigeisen und Alpinski werden wohl auch in Zukunft im Hang gebraucht werden, um den Aufsprung zu treten. Die Offiziellen der FIS spendeten nicht nur heuer auch dem Tretkomando wieder ein dickes Lob.
Kameradschaft, Teamgeist und Pünktlichkeit sind gefragt und werden gepflegt. „Und irgendwann hatten wir dann auch Frauen im Team“, so Kesper. Sarah Rummel geb. Meyer war die erste, Eva Maria Kappelhoff oft dabei und aktuell sind es Vanessa Bangert, Madeleine Göbel und Sophia Regenbogen, deren Bruder Steven und Vater Dirk Bärenfänger ebenfalls mit am Start sind. Besonders gefragt ist natürlich die Begrüßung der Nationen mit den Fahnenfahrern vom Schanzentisch bis hinunter in den Auslauf. „Ein Sturz hängt dir noch lange nach“, weiß Kesper über manche Frotzelei zu berichten, wovon Tobi Lindner oder Ralf Trachte ein Lied singen können. Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht mehr sorgen. Uwe Leipold fährt deshalb seit einiger Zeit nicht mehr mit der Fahne. „Das Alter.“
Auch Kesper war schon als kleiner Junge dabei, durfte am Anfang die Fahne Kasachstans fahren. Als Chef der Truppe beobachtete er später jeweils von oben am Schanzentisch die Aktion und fuhr dann als Letzter mit den Ski-Club-Farben nach unten. „Besonders begehrt sind natürlich auch die Flaggen von Deutschland, Norwegen, Österreich oder der FIS“, ist allgemein bekannt. In diesem Jahr fiel diese Zeremonie sowohl beim Weltcup als auch dem Continental Cup jeweils ohne Zuschauer bei den „Geisterspringen“ aus. Im nächsten Jahr, wenn neben den weltbesten Skispringern auch die Frauen erstmals am Mühlenkopf dabei sein sollen, hoffen natürlich auch die Mädels und Jungen vom Tretkommando, dass sie wieder in Aktion treten können. Mit und ohne Fahne.