Free Willis - Serie - Team Anlauf
09.Mai 2021

Free Willis - Serie - Team Anlauf

09
Mai
Erstellt von Presseteam SCW
Kategorie: Club-News, Weltcup-News, Skispringen, FIS World Cup 2020/21
2021
09 .Mai 2021
Kategorie: Club-News, Weltcup-News, Skispringen, FIS World Cup 2020/21
Erstellt von Presseteam SCW

„Basti“ hat sich an der Mühlenkopfschanze hoch gearbeitet

Beim „Geisterweltcup“ zeigte der Chef Anlauf auch Herz

Sebastian Szlachta hat sich an der größten Großschanze der Welt im wahrsten Sinne des Wortes hoch gearbeitet. Als Bagger-Fahrer hat er vor fast zehn Jahren den Schnee im Auslauf der Mühlenkopfschanze „gelöffelt“, wie er selbst sagt. Seit 2018 ist der 38-Jährige „Chef Anlauf“ und führt fast ganz oben unter dem Adlerhorst im 107 m langen Anlauf ein rund 20köpfiges Team, um den weltbesten „Adlern“ eine einige Spur und damit optimale Bedingungen bei den Welt- oder Continental Cups im Waldecker Upland zu bieten. Seine mit „alten Hasen“ und vielen jungen „Free Willis“ bestückte Mannschaft nennt ihren Vorarbeiter stolz „Basti“, auch weil er nur ganz, ganz selten laut werden muss, dann aber schon wenig später auffordert, sich diese Kritik nicht zu Herzen zu nehmen, und eben nicht nur Chef , sondern auch Kumpel ist. „Auf meine Jungs kann ich verlassen. Bei Tag und bei Nacht.“ Und dass er selbst auch Herz hat und keineswegs ein harter Hund ist, hat der Vater von zwei Söhnen, der schon mit 37 stolzer Opa geworden ist, beim „Geisterweltcup“ bewiesen. Das ansonsten auch streng eingehaltene Hygienekonzept mit Masken, Abstand etc. sah wie in allen anderen Bereichen auch vor, dass alle „Free Willis“ unter 18 und ab 70 Jahre dieses Mal zu Hause bleiben mussten. Bis auf einen ehemaligen Langläufer hielten sich auch im Team Anlauf alle an diese Altersgrenze. Ob sich besagter freiwilliger Helfer („Ich packe doch schon seit Jahrzehnten mit an“) noch nicht so alt fühlte oder aber einfach nicht davon lassen wollte und konnte, sein Wissen und seine helfenden Hände einzubringen ist nicht bekannt. Jedenfalls mischte er sich immer wieder heimlich still und leise unter das arbeitende Volk und der „Vorarbeiter“ ließ ihn schließlich auch gelegentlich gewähren.

Szlachta hat sich nach dem Motto "Learning bei doing" immer viel abgeschaut,etwa von Wolfgang „Mocki“ Schlüter, dem viel zu früh verstorbenen Schanzenchef. Dieser hat „Basti“ noch als Nachfolger seines Schwiegersohnes Michael Groß zum Chef Anlauf bestimmt. Und Szlachta hatte sich bis dato schon viel von den „alten Herren“ Vogel, Kramer, Göbel oder Querl abgeschaut, die wiederum teilweise noch bei Schreiner Wilhelm "Wullik" Kesper in die Lehre gegangen waren, auf den der immer noch eingesetzten und nach dem Aufkommen der Speedkameras für die TV-Übertragungen "gestutzten" Willinger Happle-Balken zurückgeht. Und mit dem amtierenden Schanzenchef Andi Rohn stellt „Basti“ ein ganz starkes Duo da, das gemeinsam auch immer die Freunde in Titisee-Neustadt besucht und unterstützt oder sich auch bei Info-Veranstaltungen und Lehrgängen der FIS oder der Industrie weiterbildet.

Beruflich ist der Chef Anlauf, der im Winter auch als "Snowmaker" am Sonnenlift bei der Familie Rummel im Einsatz ist, als Baggerfahrer derzeit an der Großbaustelle der Autobahn A 7 Göttingen/Hannover voll im Einsatz. Doch immer wenn der Winter näher rückt, kreisen die Gedanken mehr und mehr um die größte Großschanze der Welt und deren Anlauf. Zwar müssen die zwei Kilometer langen Kühlschläuche nicht mehr verlegt werden, seitdem sie fest installiert sind, aber es ist trotzdem Knochenarbeit bis die über 8.000 Liter Wasser von der Feuerwehr gespritzt und zu dem Eisblock gepflegt worden sind, in die dann die Spur gefräst werden muss, die dann nicht nur den besonders kritischen Augen manches Technischen Delegierten der FIS, aber auch manchmal wie vor zwei Jahren sogar sommerlichen Temperaturen standhalten muss, immer wieder abgedeckt und geschützt durch Planen oder Platten und bei Regen oder Schneefall für die weltbesten Adler mit dem Staubsager frei gehalten werden.

Obwohl anders als die Schanzen am Orenberg ist die Mühlenkopfschanze (Hill Size 147 m) nicht mit Matten belegt, bleibt aber für die unterschiedlichen Weltcup-Teams auch im Sommer einiges zu tun. Die Querbalken an den steilsten Stellen des Hanges, die im Winter das Abrutschen des Schnees verhindern sollen, müssen ein- und auch wieder ausgebaut werden. Nicht immer kommt im Hang eine Schafherde zum Einsatz, um das Mähen zu ersparen. Für den Warsteiner Mühlenkopf Kraxler, der heuer im September seine dritte Auflage erleben soll, muss der Anlauf mit großen Platten überbaut und wieder befreit werden. Echte Teamarbeit, die leider beim "Geister-Weltcup" und den vier folgenden COC-Springen nicht entsprechend gemeinsam gefeiert und gewürdigt werden konnte. "Jeder von uns ging im Vorfeld und in den zwei Wochen wieder alleine seines Weges. Das gemeinsame Bierchen nach getaner Arbeit musste entfallen", bedauert nicht nur Sebastian Szlachta. Er ist trotzdem stolz,dass seine Truppe zusammengeblieben ist, eine gute Arbeit abgeliefert und gute Kritiken, ja viel Lob erhalten hat. "Die gute Kameradschaft feiern wir dann wieder im nächsten Jahr, wenn Corona hoffentlich kein Thema mehr ist."