Gian Franco Kaspar ist tot - Ein Freund Willingens
Gian Franco Kasper ist tot - Ein Freund Willingens
Eine traurige Nachricht für die gesamte Skifamilie. Der Schweizer Gian Franco Kasper ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Kasper war von 1998 bis 2021 Präsident des Internationalen Ski-Verbands FIS, zuvor 23 Jahre lang sein Generalsekretär. Zudem war er von 2000 bis 2018 Mitglied des Olympischen Komitees, seit 2018 ist er Ehrenmitglied. Sein Wort in der internationalen Sportwelt hatte Gewicht. Kasper hinterlässt einen erwachsenen Sohn. Zuletzt musste er wegen Atemproblemen ins Spital und lag mehrere Tage auf der Intensiv-Station. Deshalb konnte der Eidgenosse auch nicht am letzten, virtuellen FIS-Kongress teilnehmen, wo der neue Präsident gewählt wurde, er zum Ehrenpräsident ernannt worden war. Nach seinem Abtritt übernahm der Milliardär Johan Eliasch.
Kasper war für seine ehrliche und lockere Art bekannt. Es gab kaum einen Sportfunktionär, der so unverblümt aussprach, was ihm auf dem Herzen lag. So sagte er beispielsweise vor Jahren beim Forum Nordicum in Willingen auf die Frage, warum Skispringen nichts für Frauen sei, dass es ihnen «bei der Landung die Gebärmutter zerreißen» könnte. Kasper sprach meistens eine klare Sprache und eckte auch gerne damit an. So sorgte er im Februar 2019 für Aufsehen, als er eine fragwürdige These zu künftigen Gastgebern Olympischer Winterspiele aufstellte. Sie seien leichter in Diktaturen zu organisieren, weil man nicht die Bevölkerung fragen und sich nicht mit Umweltschützern herumschlagen müsse. Es hagelte Kritik, Kasper fühlte sich missverstanden. «Es gab in den letzten Jahren einige Beispiele, bei denen mir ein flapsiger Spruch falsch ausgelegt wurde», sagte er noch in einem seiner letzten Interviews in seiner Schweizer Heimat.
Wer Kasper suchte und ihn sprechen wollte, fand ihn immer in der Raucherecke. Er ließ kein Forum Nordicum aus. Auch im Waldecker Weltcup-Ort Willingen hatte er viele Freunde. Drei Mal richtete der Ski-Club Willingen bisher das Forum Nordicum aus. Drei Mal kam der amtierende FIS-Präsident ins Waldecker Upland und informierte die Medienvertreter, Veranstalter und Sponsoren über das jeweilige aktuelle Ski-Geschehen. Einen besonders guten Kontakt hatte SCW-Präsident Thomas Behle zu dem Schweizer. "Komm mit", entführte Kasper beim Forum Nordicum in Liberec Behle in die Raucherzone und tauschte sich mit dem Willinger gerne und ausführlich aus.
Ruhe in Frieden. RIP