Interview: Bundestrainer Werner Schuster über einen Überflieger, den Willinger Weltcup und Stephan Leyhe
"Das Ambiente ist einzigartig"
Werner Schuster: Versprochen habe ich nichts, der Sportler trainiert für Erfolge, die sind unser gemeinsames Ziel. Wir können aber aufrecht aus der Tournee gehen. Severin Freund stand viermal auf dem Podest, in vielen Jahren hätte seine Gesamtpunktzahl auch zum Sieg gereicht. Dieses Mal leider nicht, da gab es einen, der einfach überragend war. Man muss anerkennen, dass Peter Prevc einfach besser war.
Schuster: Ja. Es gab immer mal wieder Phasen, in denen ein Springer dominiert hat. Severin war die letzten zwei Jahre ab Saisonmitte sehr dominant, da ging es der Konkurrenz so, wie es uns jetzt geht, und derzeit ist eben der Slowene dran. Aber: Wir sind immer näher gekommen. Severin mag Willingen und wird den Wettbewerb nutzen, um bei der Skiflug-WM das Blatt zu wenden. Da werden wir zumindest alles dran setzen.
Schuster: Das Ambiente ist einzigartig, die Veranstaltung ist immer gut besucht, und es herrscht eine tolle Stimmung. Außerdem ist die Schanze ziemlich schön. Das ist ein Top-Event für uns, da fährt man immer gern hin.
Schuster: Willingen ist die größte Großschanze, da sind Fliegerqualitäten gefragt. Außerdem ist das eine Hilfe für mich in Richtung Teamaufstellung, Severin kann sich gut einfliegen, die anderen können ihr System verfeinern und sich anbieten.
Schuster: Prevc hat von den letzten sieben Wettkämpfen sechs gewonnen, er ist natürlich ein Kandidat. Aber Severin auch, weil er gute Erinnerungen an Willingen hat, zweimal hat er dort schon gewonnen, die Schanze liegt ihm. Vielleicht kann er Prevc sogar schlagen, aber so einfach ist das nicht. Die Norweger mit Forfang und Gangnes und die Österreicher mit Hayböck und Kraft muss man auch auf der Liste haben, die werden Prevc und Freund fordern.
Schuster: Ich war in einer glücklichen Lage: Erstens ging die Tournee in Oberstdorf super los, so das alles ein wenig entspannter war, und außerdem wohne ich in der Gegend, konnte Silvester und den 4. Januar sogar mit meiner Familie verbringen. Das ist ein Privileg – und das habe ich auch gnadenlos ausgenutzt.
Schuster: Ich bin schon nah dran an den Sportlern, es braucht ein großes Vertrauensverhältnis. Auch wenn ich viele Entscheidung treffen muss, die nicht immer allen schmecken. Das kann manchmal schmerzhaft sein. Trotzdem bin ich ein Freund von einem guten Miteinander und bin weit weg vom militärischen Stil. Wir haben ja auch alle das gleiche Ziel.
Schuster: Sehr positiv. Er war letztes Jahr schon gut dabei und war diesen Sommer richtig weit vorn. Anfang Herbst hat er sich vor sich selbst gefürchtet, er muss sich mit der Rolle erst auseinandersetzen, dass er die Springer, die er vor ein paar Jahren im Fernsehen gesehen hat, nun auch schlagen kann.
Schuster: Das ist nur eine mentale Hürde, die er bewältigen muss. Das ist wie bei einer Waage, da müssen ein paar mehr Gewichte bei der Zuversicht drauf, damit er offensiver rangeht. Und dazu sind die nächsten Wettkämpfe da.