Katharina Hennig im Interview
25.Juli 2022

Katharina Hennig im Interview

25
Juli
Erstellt von Friederike Weiler - Pressechefin SCW
Kategorie: Club-News, Veranstaltungen, Skilanglauf
2022
25 .Juli 2022
Kategorie: Club-News, Veranstaltungen, Skilanglauf
Erstellt von Friederike Weiler - Pressechefin SCW

Hennig: Ich ziehe meinen Hut, dass es so ein tolles Langlauffest geworden ist

Hennig: Ich ziehe meinen Hut, dass es so ein tolles Langlauffest geworden ist

Langlauf-Elite und Nachwuchs haben sich vergangenes Wochenende in Willingen zur Sommerleistungskontrolle getroffen – mit dabei war auch Olympiasiegerin Katharina Hennig. Warum sie in einem Haus mit ihrem Trainer wohnt und was sie an Willingen fasziniert hat, verrät die 26-Jährige im Interview.

Der Papa war Nordischer Kombinierer, die Mama Langläuferin – Ihr Weg war vorgegeben, oder?
Hennig: Allerdings (lacht). Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich in die Richtung gestupst haben. Ich habe nicht lange gebraucht, um die Liebe zum Langlauf zu finden.

Und wenn’s nicht mit dem Langlauf geklappt hätte?
Ich habe immer gesagt: Wenn es nicht klappen sollte, dann studiere ich Medizin.

Aber die Gold- und Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Peking sprechen für sich: Durch die Erfolge stehen Sie auch mehr im Mittelpunkt. Genießen Sie das, oder haben Sie lieber Ihre Ruhe?
Ich bin ein Typ, dem das nichts ausmacht, ich rede auch gern. Aber ich tanke eben Kraft in den Momenten, in denen es ruhiger ist und ich bei meiner Familie oder meinem Freund sein kann.

Vor vier Jahren sind Sie zu Ihrem Freund ins Allgäu gezogen. Fiel die Entscheidung schwer?
Früher hätte ich mir nie vorstellen können, aus dem Erzgebirge wegzuziehen, weil ich sehr heimatverbunden und ein totaler Familienmensch bin. Aber dann habe ich Christian kennengelernt. Außerdem war die Weltcupgruppe im Allgäu, auch von daher hat der Umzug Sinn gemacht und ich fühle mich dort sehr wohl.

Umgeben von Bergen ...
Ich bin ein Bergmensch, schon immer gewesen. Wir sind früher immer zwei bis drei Mal jährlich in die Alpen gefahren, um Urlaub zu machen. Die Alpen waren schon vor meinem Umzug so etwas wie meine zweite Heimat, daher ist es mir auch nicht schwergefallen, hinzuziehen.

In das Haus Ihres Trainers Stefan Dotzler, da er der Vater Ihres Freundes ist ...
Ja, das ist eine besondere Situation. Stefan ist eben nicht nur mein Trainer, er ist auch mein Schwiegervater in spe. Aber es funktioniert sehr gut. Er ist ein sehr angenehmer Mensch, mit dem man gut zusammenarbeiten kann. Er ist offen für viele Dinge und gibt mir viel Freiraum. Wir wohnen zwar in einem Haus, aber jeder hat seinen eigenen Eingang. Und es gibt Regeln: Wenn man vom Training zurückkommt, wird nicht mehr über den Sport geredet.

Sie waren dieses Wochenende erstmals in Willingen. Wie hat es Ihnen gefallen?
Ich bin total begeistert. Man hat gemerkt, dass sich mit dem Wettkampfwochenende ganz viel Mühe gegeben wurde. Ich bedanke mich bei allen, die hier mitgearbeitet haben, und ziehe meinen Hut, dass es so ein tolles Langlauffest geworden ist. Das tut unserer Sportart sehr gut.

Sie haben beim Rollskirennen gewonnen und sind Dritte über die 3000 Meter geworden: Welchen Stellenwert hat die Sommerleistungskontrolle?
Es ist eine willkommene Abwechslung zum Trainingsalltag und es ist sehr gut, auch mal eine Wettkampfbelastung im Sommer zu haben. Aber der Fokus lag nicht darauf, bei der Leistungskontrolle absolute Topleistungen anzubieten, weil die erst im Winter erwartet werden. 

Da wird auch wieder auf Schnee gelaufen. Besteht eigentlich ein großer Unterschied zwischen Roll- und Langlaufski?
Ein enormer Unterschied. Gerade im Klassischen hat man mit einem Roller immer Abdruck, mit dem Ski ist das viel komplizierter. Auch die Abfahrten auf Rollski sind gefährlicher, weil Asphalt härter ist als Schnee. Daher war das oberstes Gebot, nicht zu stürzen, denn das Training darf nicht darunter leiden.

Wie geht’s in den nächsten Wochen bei Ihnen weiter?
Jetzt steht erst einmal eine etwas reduzierte Woche an, danach geht’s weiter mit einem Ausdauerblock, bevor es Mitte August für zwei Wochen nach Schweden geht. Im September folgt wieder eine Kontrolle in Oberhof, danach reisen wir in die Ramsau, um auf dem Dachstein auf Schnee zu trainieren, und dann startet auch schon bald die neue Saison.

Und welche Ziele haben Sie sich dafür gesteckt?
Meine Ansprüche haben sich nicht geändert. Die waren vor der Saison hoch und sind es jetzt auch noch. Ich will mindestens noch vier Jahre diesen Sport machen, ich habe also noch viel Zeit, eine Einzelmedaille zu gewinnen. Dafür gebe ich alles. Ansonsten peile ich im Gesamtweltcup einen Top-Ten-Platz an und würde mich freuen, wenn im Laufe der Saison wieder irgendwo ein Podestplatz herausspringt. Wenn’s nicht klappen sollte, ist’s aber auch nicht schlimm: Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt einmal so weit komme. 


Katharina Hennig (26) kommt aus Königswalde im Erzgebirge, lebt und trainiert aber seit 2018 in Sonthofen im Allgäu und startet für den WSC Erzgebirge Oberwiesenthal. Ihr Weltcupdebüt gab die Sportsoldatin 2016, insgesamt stand Hennig im Weltcup drei Mal auf dem Podest, aber nie ganz oben. Bis zu den Olympischen Spielen in Peking: Dort gewann sie im Februar dieses Jahres erst die Silbermedaille mit der Staffel und vier Tage später Gold im Teamsprint. Hennig ist mit dem Langlauf-Trainer Christian Dotzler zusammen, dessen Vater Hennigs Trainer ist. Ihre Hobbys: Bergsteigen und Lesen.