Olympia Großschanze 12.02.2022
„Original Geiger“ holte die Bronzemedaille
Die Willinger-Sieger auch Olympiasieger
Stephan Horngacher: „Wer Leyhe kennt….“
Karl Geiger hat einen Tag nach seinem 29. Geburtstag die olympische Bronzemedaille bei den Winterspielen in Peking auf der großen Schanze gewonnen. Der Allgäuer musste sich in der Entscheidung von der Großschanze nur dem Norweger Martin Lindvik und dem Japaner Ryoyu Kobayashi geschlagen geben. Diese beiden Skispringer hatten zuletzt auch die beiden Weltcups auf der Mühlenkopfschanze gewonnen.
Auf der gigantischen Anlage im chinesischen Zhangjiakou sprang Geiger zweimal 138 Meter Meter weit. Mit seinem dritten Platz sicherte er dem Männer-Team von Bundestrainer Stefan Horngacher die erste Medaille bei diesen Winterspielen. Im Einzel von der Normalschanze hatte die Mannschaft enttäuscht, im Mixed-Wettbewerb war Deutschland nach der Disqualifikation von Katharina Althaus, die im Einzel Silber gewonnen hatte, disqualifiziert worden.
Geiger schien fassungslos vor Freude, als ihm Teamkollege Eisenbichler jubelnd um den Hals fiel. Zuletzt hatte der Allgäuer tagelang mit seiner Form gehadert. Doch als es darauf ankam, platzte der Knoten. In einem wahren Schanzen-Krimi lag der Bayer nach dem ersten Durchgang auf Rang sechs, ehe er noch aufholte. Eisenbichler landete auf Rang fünf und weckte Hoffnungen für das Teamspringen am Montag. "Daran geglaubt habe ich definitiv, ich weiß ja was sie können", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF: "Was Karl heute gemacht hat, war original Karl Geiger. Gratulation an ihn, unglaublich. Wir sind alle völlig perplex momentan."
Für Geiger ist es die zweite Olympia-Medaille der Karriere, vor vier Jahren hatte er Silber mit dem Team gewonnen, dem auch Stephan Leyhe angehörte. Sechs Tage nach seinem Triumph vom kleinen Bakken verpasste der Japaner Kobayashi das seltene Kunststück von zweimal Einzel-Gold, das bislang nur dem Finnen Matti Nykänen (1988), Simon Ammann aus der Schweiz (2002 und 2010) und dem Polen Kamil Stoch (2014) gelungen war. Dicht hinter Geiger folgte Eisenbichler, der erst vor wenigen Tagen Onkel geworden war. Seine erste Olympia-Medaille würde der „Eisei“ gerne mit nach Hause nehmen - beim Team-Silber vor vier Jahren hatte Eisenbichler noch zuschauen müssen. Eine starke Vorstellung lieferte auch Constantin Schmid als 14. ab. Pius Paschke, der Stephan Leyhe aus dem Team verdrängt hatte und mit 31 Jahren zu seinem Olympia-Debüt kam, landete auf dem 28. Rang.
Für Geiger, Eisenbichler und Co. geht es schon am Montag weiter. "Das Einzel war für mich gar nicht so wichtig. Im Teamwettkampf zählt es. Da wollen wir um die Medaillen kämpfen", hatte Eisenbichler schon am Freitag gesagt. Vor vier Jahren hatte das DSV-Quartett Silber, vor acht Jahren sogar Gold gewonnen. Bundestrainer Horngacher wird seine endgültige Aufstellung erst nach dem Training am Sonntag bekannt geben. „Icch will Stephan Leyhe noch einmal sehen und ihm eine Chance geben. Wer Leyhe kennt, weiß, dass auf ihn Verlass ist“, sagte er und will bei hoffentlich so guten Bedingungen wie am Samstag den „Hessen-Adler“ und Paschke noch einmal springen sehen. Auch vor vier Jahren war Leyhe erst in letzter Minute ins Team gerückt. Ein gutes Omen?