Olympia Mixed-Team 07.02.2022
Slowenien holt sich Gold im Mixed-Bewerb
Silber an Russland, Bronze an Kanada
Horngacher spricht vom „Kasperletheater“
Gold für Slowenien (1001,5), Silber für Russland (890,3) und Bronze für Kanada (844,6) – wer auf dieses Ergebnis der olympischen Mixed-Premiere gewettet hätte, wäre sicherlich sehr reich geworden! Doch nicht nur Bundestrainer Stefan Horngacher sprach nach der Disqualifikation von fünf Springerinnen – Katharina Althaus, Sara Takanashi, Daniela Iraschko- Stolz sowie den beiden Norwegerinnen Silje Opseth und Anna Odine Ström – von einem“Kasperletheater“, über das er überlegen will, „ob ich es nächstes Jahr noch einmal mitmache.“ In Willingen hatte beim einzigen Mixed-Weltcup in dieser Saison auf der Mühlenkopschanze ebenfalls Slowenien gewonnen – vor Norwegen, Österreich, Deutschland und Japan, die in Peking alle von Disqualifikationen betroffen waren.
Bis zur Nachricht über den nicht regelkonformen Springeranzug der Silbermedaillengewinnerin Althaus steuerte Deutschland, bei Weltmeisterschaften in diesem Wettbewerb noch ungeschlagen und in Willingen auf der Mühlenkopfschanze beim Weltcup auf Platz vier, auf eine Medaille zu. Auch, weil vor Althaus auch die Japanerin Takanashi und die Österreicherin Iraschko-Stolz disqualifiziert worden waren.
Es war ein konfuses Treiben in Zhangjiakou, bei dem zeitweise niemand mehr richtig durch blickte. Als der zweite Durchgang lief, wurde auch noch die Norwegerin Anna Odine Nor disqualifiziert. Nur Favorit Slowenien steuerte souverän durch den ersten Durchgang und führte zunächst ohne große Probleme. Für Deutschland blieb im Feld der zehn Team nach der Streichung des Althaus-Sprunges nur Platz neun vor China – acht Teams durften in den zweiten Durchgang gehen. Auch Japan (4.), das beinahe auch mit einem Sprung weniger eine Medaille gewonnen hätte, Österreich (5.) und das am Ende besonders gebeutelte Norwegen (8.).
Althaus und Takanashi waren völlig fertig und konnten kaum getröstet werden. Alle disqualifizierten Springerinnen beteuerten, mit denen im Einzelwettbewerb unbeanstandeten und unveränderten Anzügen gesprungen zu sein. ZDF-Experte Toni Innauer verstand die Welt nicht mehr, erklärte aber, dass er die Verantwortlichen schon während der Weltcups zu strengeren Kontrollen bei den Frauen aufgefordert habe. „Aber jetzt hier bei Olympia so streng vorzugehen ist eine Farce.“
Bundestrainer Horngacher: "Der neue Kontrolleur hat die Kontrollen extrem verschärft - gefühlt auch sehr verschärft für die deutschen Skispringer. Das Prozedere Messung ist von der FIS nicht besser geworden, sondern schlechter". Bei der FIS hatte der finnische Materialkontrolleur Mika Jukkara zu Saisonbeginn im Männerbereich Sepp Gratzer abgelöst. Die Frauen werden von der Polin Aga Baczkowska kontrolliert, die auch am Montag beim Mixed im Einsatz war. Fünf Frauen wurden dabei disqualifiziert. Schon im Weltcup waren sowohl Severin Freund beim Vierschanzentournee-Springen in Oberstdorf als auch Team-Weltmeister Markus Eisenbichler in Bischofshofen disqualifiziert worden. "Wir haben gemessen an den anderen Nationen deutlich mehr Kontrollen über uns ergehen lassen müssen. Wir sind schon sehr verfolgt von diesen Kontrollen", sagte Horngacher. Beim Anzug sind Faktoren wie Größe, Design und Dicke des Stoffes limitiert. Althaus sei nach Aussage von Disziplinchef Horst Hüttel „20 Minuten lang so genau und streng wie nie kontrolliert worden.“ Es gäbe auf jeden Fall Redebedarf.