Olympia-Splitter 14.02.2022
„Feierbiester“ und Free Willis feiern ihren Stephan
„Die Medaille ist die Kirsche auf der Sahnetorte“
Hensel: „Er hat seinen Einsatz gut gelöst“
Die Fans im Waldecker Upland feierten und Stephan Leyhe zeigte sich im fernen China überglücklich. „Nach meinem Kreuzbandriss war es mein Ziel, hier her zu kommen. Die Medaille ist jetzt die Kirsche auf der Sahnetorte“, strahlte der Wahl-Schwarzwälder mit seinen Teamkameraden um die Wette. Wegen Corona wurde die Feier zu Hause in Schwalefeld kurzerhand ins Freie verlegt, die Brauerei Warsteiner hatte spontan einen Bierwagen aufgebaut. „Das ist auch besser so, denn wir haben unsere Küche erst kürzlich renoviert“, strahlte auch Vater Volker Leyhe nach der Bronzemedaille seines Sohnes Stephan im Teamwettbewerb von Peking. „Das hat er heute gut gemacht. Er war sehr stabil“, kommentierte der frühere Hessenmeister im Skispringen fachkundig das Geschehen und dachte auch an den fünften Mann. „Einer muss am Ende zuschauen. Ich kenne Pius Paschke gut. Schade für ihn. Aber so ist der Sport.“
Stephan Leyhe war zwei Mal erst kurzfristig ins Team gerückt, hatte 2018 in Pyeongchang Eisenbichler verdrängt, der in Peking zugab, dass dieses Aus an ihm genagt habe. „Ich habe ihm die Medaille genommen, jetzt hat er sie“, kommentierte bei Eurosport der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster, der sich vor vier Jahren für Leyhe und gegen „Eisei“ entschieden hatte.
Auf einen Kommentar des „Hessen-Adlers“ dagegen mussten die Medien und seine Fans länger warten. „Erst muss ich in den Becher pinkeln.“ Die Doping-Kontrolle hielt ihn dann länger auf, ob danach gefeiert werde? „Da muss ich sehen, was möglich ist.“ Bis zum letzten Sprung habe man um die Medaille zittern müssen. „Ich bin stolz, diesem tollen Team schon seit Jahren angehören zu dürfen, dass nach dem holprigen Start gemeinsam eine Lösung gesucht und gefunden hat. Ich freue mich riesig.“ Die Medaille bekommen einen Ehrenplatz in der Vitrine direkt neben dem Silber von Pyeongchang: „Damit ich sie jeden Tag sehen kann.“
„Stephan hat seinen Einsatz sehr gut gelöst!! Nach dem 1. Durchgang konnte man definitiv nicht mit einer Medaille für das deutsche Team rechnen. Um so schöner ist jetzt die Freude über Platz drei. Das sind die Momente, für dich ich als Präsident, OK-Chef und alle Free Willis immer alles geben. Ich bin sehr stolz auf das Team und Stephan. Das sind aber sicher auch alle anderen Free Willis“, fasste Jürgen Hensel die Gefühle in Willingen zusammen, der während des Springens quasi eine Standleitung zu Volker Leyhe hatte „und immer so Zeichen und Emojis schickt.“ Wieder nicht live am Bildschirm dabei war Mutter Renate: „Beim Skispringen haben wir getrennte Zimmer“, schmunzelt der Schwalefelder.
Das Telefon stand nicht still. Und immer mehr Schwalefelder „Feierbiester“ und „Free Willis„ fanden sich vor dem Haus Leyhe ein, um zu gratulieren. „Kontakt zu Stephan hatten wir nach dem spannenden Springen noch nicht“, sagte Vater Leyhe. „Der muss jetzt erst das ganze Prozedere überstehen.“ Dafür gratulierten Willingen einzige Olympiasiegerin Petra Behle („Das ganze Team hat toll gekämpft. Stephan nie aufgegeben“), Langlauf-Klassiker Jochen Behle („Die Geschichte hat sich wiederholt. Die Medaille nimmt er sicherlich gerne.“) Und Ronnie Brandl von der Skifirma fluege.de: „Das war nichts für schwache Nerven. Motivation lohnt sich, habe ich Stephan unmittelbar nach dem Springen gesagt.“
Am Valentinstag hat der „Hessen-Adler“ bei minus 23 Grad ein Sträußchen für seine Mutter gewonnen, die von vielen nach dem Kreuzbandriss und den holprigen Olympia-Bewerben doch unerwartete Bronzemedaille ist zum Teil auch für den Papa und Entdecker, und seiner Freundin Jaqueline Gehrmann wird er im Mai einen goldenen Ring anstecken. So ist in Willingen zu hören. Die Einladungen für eine große Feier sind schon verschickt.