Olympia-Splitter 16.02.2022
Erst Bronze – dann Österreichs Hymne
Der Abend und der Tag nach Stephan Leyhes zweiter olympischen Medaille im Team
Der Jubel- Sprung auf Stufe drei des olympischen Podestes auf der Medal Plaza in Peking kloppte schon synchroner als noch bei der Flower-Präsentation im Skisprung-Stadion von Zhangjiakou.Constantin Schmid, Stephan Leyhe, Markus Eisenbichler und Karl Geiger strahlten um die Wette, als ihnen Samira Asghari, die sich als IOC-Mitglied besonders um Flüchtlingsfragen kümmert, und ein hochrangiges FIS-Mitglied aus China die Bronzemedaillen und die obligatorischen Blumen aushändigten. Nach den Slowenen um die Prevc-Brüder hüpften die ÖSV-Adler um Stefan Kraft Manuel Fettner auf das Podium. Für die Olympiasieger wurde die Österreichische Hymne gespielt. Gratulation für die Mitstreiter und Gruppenfotos beenden das strenge Protokoll und lockern die Szenerie auf. Anschließend ging es zu Sven Voss ins ZDF-Studio, auch um sich das für Studiogäste vorgesehene Stofftier abzuholen, besser zu fangen.
Vor der offiziellen Siegerehrung stand am Tag danach schon die tägliche DOSB-Pressekonferenz mit den Medaillengewinnern auf dem Programm, bei der das Quartett Rede und Antwort stand, Stephan Leyhe beispielsweise verriet, dass er sich während des Wettbewerbs zwar den Sprung Constantin Schmid jeweils noch angeschaut habe, dann aber „im Tunnel“ für seinen eigenen Sprung verschwunden sei. Erst danach habe wieder den Kopf frei, um sich über den Zwischenstand oder andere Details zu informieren. Markus Eisenbichler lobte auch den fünften Mann Pius Paschke aus eigener Erfahrung vor vier Jahren („das hat schon an mir genagt“) , Karl Geiger regte an, vor Kritik an Olympia-Machern auch wieder einmal eine eigene Bewerbung einzureichen und der „Hessen-Adler“ berichtete, dass es einen in der abgeschotteten Olympia-Blase trotz Social Media-Zurückhaltung „keineswegs unberührt“ lasse, was in der großen weiten Welt an Auseinandersetzungen drohe.
Für eine Schuhplattler-Einlage a la Pyeongchang war nach dem Team-Wettbewerb am Abend zuvor selbst Markus Eisenbichler zu groggy gewesen. Bei einer großen Portion Nudeln mit Tomatensoße, einem kleinen Bier und ein wenig Tischtennis hatten müde deutsche Skispringer nach dem Bronze-Krimi den Tag ausklingen lassen Die Gitarre von Bundestrainer Stefan Horngacher war wie immer dabei und auch der fünfte Mann, Pius Paschke, entlockte ihr einige Töne. Später soll es aber doch zu zu einem Treffen mit den Österreichern und anderen deutschen Olympioniken im Dorf gekommen sein. „Das Deutsche Haus hatten wir ja schon vor vier Jahren abgerissen“, schmunzelte das Bronze-Quartett vielsagend.
Daheim in Schwalefeld wurde diesmal nicht wie nach den anderen großen Erfolgen in der elterlichen Küche gefeiert, die erst kürzlich renoviert worden war, sondern draußen im Freien im Hof, wo sich Schwalefelder Fans und „Free Willis“ zum gratulieren einfanden und auch der Vorstand des Ski-Clubs erschienen war, um „bei dem ein oder anderen Bier und tollen Gesprächen, immer mit Abstand“ (O-Ton Jürgen Hensel) auf den großen Sohn der kleinen Gemeinde und das Aushängeschild des Ski-Clubs anzustoßen. 3,5 Millionen Zuschauer (Marktanteil 34,8) hatten in der ARD zur Mittagszeit mit gefiebert.
Ortsvorsteher Christopher Leeser versprach wieder einen Olympia-Empfang. Der Jubel war überall groß, auch in der Wahlheimat im Schwarzwald. „Skispringer Leyhe holte erste Medaille für Baden-Württemberg“, titelte der SWR auf seiner Homepage und vereinnahmte den Wahl-Schwarzwälder für sich, ohne freilich zu vergessen, dass Leyhe sich nach seinem ersten Weltcupsieg in Willingen auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn und in Topform befand , als er an sechster Stelle des Gesamtweltcups und auf dem Weg zum möglichen Podestplatz bei der Raw Air schwer gestürzt und nach einem Kreuzbandriss lange außer Gefecht gewesen war.
„ Das ganze Team hat großen Kampfgeist bewiesen. Vor Stephan habe ich großen Respekt, dass er nach dem Aussetzen beim Einzel nicht aufgesteckt hat und erneut die Chance genutzt hat!“, stimmte auch Willingens Olympiasiegerin Petra Behle in den Chor der Gratulanten ein.„Coole Sachen von den Jungs. Das hat sich das ganze Team verdient“, freute sich auch der frühere Willinger Skispringer Paul Winter, der bis Peking die Saisonvorbereitung und Weltcups-Starts als Hospitant im Trainer-Team von Horngacher mitgemacht hatte. „Ich bin ab Lahti wieder dabei“, wird er dann persönlich gratulieren können. Denn die Pause für die DSV-Adler ist nach Der Rückkehr aus China nur kurz.