Ski-Flug WM Team Oberstdorf 21.01.2018
Norweger im Skifliegen das Maß aller Dinge
Slowenen und Polen auf dem Treppchen
DSV-Quartett mit Stephan Leyhe auf Platz vier
Nach Silber vor zwei Jahren am Kulm noch mit Severin Freund diesmal nur Blech im Allgäu. Die deutschen Skispringer haben bei der Skiflug-WM im heimischen Oberstdorf ein weiteres Erfolgserlebnis verpasst. Titelverteidiger Norwegen (1.662,2) um den neuen Einzel-Weltmeister Daniel Andre Tande war nicht zu schlagen und gewann vor den widererstarkten Slowenen mit den Prevc-Brüdern (1.615,8) und den Polen mit Tourneesieger Kamil Stoch (1.592,1) die Goldmedaille. Die deutschen Skispringer mit Andreas Wellinger, Stephan Leyhe, Markus Eisenbichler und Bronze-Boy Richard Freitag verpassten als Vierter (1.581,2) eine weitere Medaille.
Dem DSV Quartett, in dem Leyhe erneut den Vorzug vor Lokalmatador Karl Geiger erhalten hatte, fehlten am Ende umgerechnet knapp zehn Meter auf Bronze. Rang fünf belegte Österreich (11.488,8). Andi Wellinger blickte nach der Enttäuschung als Erster wieder nach vorne. „Jetzt wollen wir in Zakopane aufs Treppchen, fahren dann nach Willingen und anschließend wollen wir bei Olympia wieder angreifen.“
Angeführt von den Top-Athleten Wellinger (226 und 212 Meter) und Freitag (221,5 und 216,5 Meter) lieferten sich die Schützlinge von Bundestrainer Werner Schuster zunächst ein enges Duell mit Polen. Im sechsten von acht Sprüngen patzte Leyhe nach 200 m in der Probe und 200 m im ersten Durchgang mit einem Flug auf 186,5 Meter und verlor damit fast 20 Meter auf seinen polnischen Gegenpart. „Er hatte die schlechtesten Windbedingungen von allen“, analysierten die Experten im ZDF und bei EUROSPORT. Nur ein schwacher Trost für den Schwalefelder, der sichtlich geknickt war, nachdem er schon bei der WM in Lahti ähnliches Pech im Team hatte.
Weil auch Eisenbichler („Wir waren als Team zu schlecht“) weiter an Boden verlor, blieb am Ende der undankbare vierte Rang. Das Minimalziel einer Medaille haben die Deutschen dank Richard Freitag im Einzel trotz des vierten Platzes erfüllt, zumal der beste Flieger Severin Freund wegen eines Kreuzbandrisses fehlte. Seit Olympia 2002 in Salt Lake City hat das deutsche Team nicht mehr beim gleichen Event eine Medaille im Einzel und im Team geholt.
Die Norweger setzten mit ihrem Gold-Gewinn eine Serie fort: In sieben Team-Fliegen bei der WM gewann nie eine andere Nation außer Norwegen und Österreich. Neben Tande waren die Top-Athleten Robert Johansson, Andreas Stjernen und Johann Andre Forfang am Sonntag nicht zu bezwingen. Das komplette Quartett hatte es im Einzel unter die besten Zehn geschafft. Dank eines starken zweiten Durchgangs war für Verfolger Slowenien auch Silber nicht mehr gefährdet. Ohne den pausierenden Gregor Schlierenzauer blieben die Österreicher um Weltrekordhalter Stefan Kraft chancenlos zurück.
Stephan Leyhe war nach dem ersten Durchgang noch optimistisch, als das DSV Quartett 0,1 Punkte vor Polen lag. „Die Medaille nehmen wir mit. Bei mir ist mehr drin als die bersten 200-m-Flüge auf dieser Schanze.“ Es sollte anders kommen. „Der erste Flug war okay, der zweite für die Windbedingungen auch, aber einfach zu kurz“, meinte Stephan am Ende. „Wir hätten alle in jedem Sprung einen Meter weiter fliegen müssen und einer von uns eben noch ein bisschen mehr“, meinte Wellinger. Bleibt jetzt die Olympia-Einkleidung am Montag und nach den Kult-Weltcups in Zakopane und Willingen der Blick nach Pyeongchang, wo Stephan Leyhe Schanzenrekordler ist.