Ski-WM Lahti - Team-Wettkampf 04.03.2017
Starke Polen gewinnen Team-Gold vor Norwegen und Österreich
Für DSV-Quartett bleibt nur der undankbare vierte Platz bei der WM
Das war nichts für schwache Nerven. Beim Team-Wettbewerb der Skispringer zum Abschluss der Nordischen Ski-WM auf der Großschanze in Lahti wogte es hin und her, der Kampf um die Medaillen war mega spannend. Lediglich Polen deutete in der Besetzung Piotr Zyla, Dawid Kubacki, Maciej Kot und Olympiasieger Kamil Stoch schon früh an, dass es seiner Favoritenstellung auf Gold gerecht werden würde. Mit 1104,2 Punkten hatte die polnische Mannschaft die Nase klar vorn und wurde hoch verdienter Weltmeister. Dahinter sicherten sich Norwegen (1078,5 Punkte) mit Anders Fannemel, Johann Andre Forfang, Daniel Andre Tande und Andreas Stjernen und Österreich (1068,9) mit Michael Hayböck, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Doppel-Weltmeister Stefan Kraft vor den enttäuschten Deutschen (1052,9) die Silber- und die Bronzemedaille. Nach dem ersten Durchgang hatte das DSV-Quartett mit Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Andreas Wellinger noch auf dem dritten Platz gelegen. Und nach starken 130,5 Metern im Finale von Eisenbichler und dem missglückten Sprung des Norwegers Fannemel auf 112,5 Meter blitzte sogar die Silbermedaille auf. Dann wurde es kurios, denn die äußeren Bedingungen änderten sich schlagartig. Die WM-Entscheidung wurde durch verrückte Windbedingungen beeinflusst, was den eigentlich schon geschlagenen Norwegern in die Karten spielte. Johann Andre Forfang sprang bei Aufwind mit 138 Metern einen sensationellen neuen Schanzenrekord, der die Skandinavier ins Rennen zurück brachte. Doch damit nicht genug. Ausrechnet Stephan Leyhe vom SC Willingen erwischte es nach seinem guten ersten Sprung auf 124,5 Meter beim alles entscheidenden Versuch im Kampf um die Medaillen brutal. Nur 103, 5 Meter des 25-jährigen Schwalefelders ließen die Hoffnungen des DSV dahin schmelzen. „Der Wind hat zurück geschlagen, Deutschland hat richtig ins Pech gegriffen“, fühlte ARD-Reporter Tom Bartels mit dem am Boden zerstörten Upländer mit. Die Wind-Lotterie hatte auf heftige Weise Einfluss genommen, Fannemel zog das große Los, Leyhe leider eine Niete. Zwar keimte nach dem guten Sprung von Richard Freitag auf 124 Meter nochmals Hoffnung, Österreich im Duell um Bronze vielleicht doch noch abfangen zu können. Im Duell Stefan Kraft (126 Meter) gegen Andreas Wellinger (119 Meter) war der Österreicher aber der Stärkere, so dass der Medaillentraum der DSV-Adler endgültig ausgeträumt war. Fair hatte die unberechenbaren äußeren Bedingungen zuvor Österreichs Trainer Heinz Kuttin kommentiert: „Der Wind kommt jetzt von allen Seiten, du musst so viel Glück haben, dass du da durchkommst. Gleiche Bedingungen bekommst du jetzt nicht mehr zusammen.“
Schuster: „Sind junge Leute, denen muss man Fehler verzeihen“
Nach dem Wettkampf stellte sich Bundestrainer Werner Schuster, so wie man ihn kennt und schätzt, hinter seine enttäuschten Jungs. „Es waren sechs gute Sprünge von acht, und es ist schade, denn wir hätten die Qualität gehabt. Es sind junge Leute, die haben eine tolle Woche hingelegt, man muss ihnen Fehler verzeihen“, sagte der deutsche Cheftrainer. „Die Zeit war noch nicht reif für diese Mannschaft.“ Klartext sprach Richard Freitag: „Der Stephan hatte keine Chance, den fischt es da runter.“ Markus Eisenbichler sagte: „Wir gewinnen und wir verlieren zusammen, damit werden wir auch fertig.“ Und Andi Wellinger hatte es natürlich noch richten wollen mit seinem Finalsprung: „Ich wäre gern über die grüne Linie geflogen, aber es sollte nicht sein.“ Am schwersten fiel die Einschätzung natürlich nach dem Schock auf der Schanze Stephan Leyhe: “Danke an die Jungs, dass sie so hinter mir stehen. Für mich ist es gerade ein bisschen schwer.“ Der gute Teamgeist bei den DSV-Adlern ist intakt, um nach der insgesamt erfolgreichen WM nach vorne zu schauen und im Weltcup weiter erfolgreich zu sein. Heute Abend wird die Mannschaft zusammen essen gehen und dabei diesen spektakulären Team-Wettkampf weiter verarbeiten. „Morgen ist wieder ein neuer Tag“, blickte Andi Wellinger positiv nach vorn.
Dieter Schütz - Weltcup-Pressechef