Stephan Leyhe beendet Skispringer-Karriere
20.März 2025

Stephan Leyhe beendet Skispringer-Karriere

20
März
Erstellt von Dieter Schütz - Weltcup-Pressechef
Kategorie: Club-News, Skispringen
2025
20 .März 2025
Kategorie: Club-News, Skispringen
Erstellt von Dieter Schütz - Weltcup-Pressechef

Olympia-Medaillen, Team-Weltmeister und Weltcup-Sieger auf der Mühlenkopfschanze
Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen beendet seine erfolgreiche Skispringer-Karriere

Olympia-Medaillen, Team-Weltmeister und Weltcup-Sieger auf der Mühlenkopfschanze
Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen beendet seine erfolgreiche Skispringer-Karriere

Er ist eine absoluter Sympathieträger, den viele Skisprung-Fans weit über seine Upländer Heimat hinaus ins Herz geschlossen haben – Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen. Seit vielen Jahren ist der 33-jährige Schwalefelder das Aushängeschild „seines“ SCW, dem er seit den Kinder- und Jugendtagen die Treue hält. Für seine sportliche Entwicklung waren der Vereinstrainer Jörg Pietschmann und der HSV-Trainer Heinz Koch am meisten verantwortlich und führten ihn in die Weltspitze. Obwohl Stephan Leyhe aufgrund fehlender Trainingsmöglichkeiten in der Heimat direkt nach dem Abitur an der Uplandschule als Eliteschule des Sports nach Hinterzarten in den Schwarzwald umzog, um dort optimale Bedingungen für die erfolgreiche Laufbahn nutzen zu können, war ein Wechsel zu einem anderen Wintersportverein nie ein Thema. „Der Ski-Club Willingen ist und bleibt meine sportliche Heimat, ich habe hier vielen Menschen sehr viel zu verdanken“, bringt der trotz des Abhebens auf den Schanzen dieser Welt stets bodenständige Sportsoldat seine starke Verbundenheit zum SCW zum Ausdruck.

Sportliche Erfolge am Band ziehen sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Stephan Leyhe

Mit viel Wehmut blickt Stephan Leyhe dankbar auf eine tolle sportliche Zeit zurück, die mit dem insgesamt 240. Weltcup-Start im finnischen Lahti am 22. März 2025 abgeschlossen wird.

Viele sportliche Erfolge hat er in all den Jahren erreicht und galt in Reihen der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft unter den Bundestrainern Werner Schuster und Stefan Horngacher immer als zuverlässiger Starter im Team. Belohnt wurde diese Verlässlichkeit mit den Olympia- und WM-Nominierungen, von denen Stephan Leyhe in aller Regel nie mit leeren Händen heimkam. 

So wurden bei den verschiedenen Empfängen zu Ehren des erfolgreichen Ski-Club-Sportlers in der Festhalle in seinem Heimatort Schwalefeld die errungenen Medaillen gebührend gefeiert. Diese Triumphe waren die Fortsetzung der Silbermedaillen mit der Mannschaft, die Stephan bereits 2010 und 2011 bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Hinterzarten und Otepää im Nachwuchsteam des Deutschen Skiverbandes (DSV) errungen hatte. Über zahlreiche Starts bei den Continental Cup des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit etlichen guten Platzierungen und dem Sieg im norwegischen Rena im Jahr 2014 rückte der junge Stephan Leyhe in den Fokus und empfahl sich für höhere Aufgaben im Weltcup.

Die kamen dann schnell auf ihn zu, fast jedes Jahr nahm Stephan Leyhe neben den regelmäßigen Starts im Weltcup an Großereignissen teil. 2016 holte er bei der Skiflug-WM am Kulm in Bad Mitterndorf gemeinsam mit Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger Silber im Team. 2018 nahm der Upländer zum ersten Mal an Olympischen Winterspielen teil. Im südkoreanischen Pyeongchang gab es wieder im Team die Silbermedaille gemeinsam mit den langjährigen Weggefährten Karl Geiger, Richard Freitag und Andreas Wellinger. Auch das Jahr 2019 war von Erfolg gekrönt. Denn mit dem Team-Weltmeistertitel und der Goldmedaille kehrte Stephan Leyhe mit seinen Kameraden Karl Geiger, Richard Freitag und Markus Eisenbichler von der WM in Innsbruck zurück. Ganz sicher ein fantastisches Highlight. Auf der Normalschanze in Seefeld reichte es zu einem guten 6. Platz im Einzel. Zudem feierte er mit Platz 3 und damit dem Podium in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee seine beste Platzierung bei diesem seit Jahrzehnten wichtigsten Event im Skisprung-Weltcup.

Sieg beim Heim-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze ein Moment für die Ewigkeit

Das von den sportlichen Leistungen wahrscheinlich beste Jahr des SCW-Vorzeigespringers war 2020. Der Tag, der in die Weltcup-Geschichte der mittlerweile 30-jährigen Tradition des Kult-Weltcups auf der Willinger Mühlenkopfschanze einging, ist der 8. Februar 2020. Stephan präsentierte sich in der Form seines Lebens und gewann auf seiner Hausschanze vor ausverkauftem Stadion mit 23.500 begeistern Fans zunächst souverän die Qualifikation. Diese Leistung zeigte der damals 28-Jährige auch im Einzel-Weltcup und setzte sich mit zwei makellosen Sprüngen auf der größten Großschanze der Welt an die Spitze noch vor dem polnischen „Skisprung-König“ Kamil Stoch. Damit nicht genug. Stephan Leyhe sicherte sich auch die Gesamtwertung der Serie Willingen Five, bei der alle Wertungssprünge zählten. 25.000 Euro Preisgeld und die sehenswerte Trophäe waren der verdiente Lohn. Tags darauf machte das Orkantief Sabine dem SC Willingen einen Strich durch die Rechnung, der zweite Einzelweltcup musste ausfallen, doch der historische Sieg von Stephan Leyhe war für die Ewigkeit. Der Gänsehautmoment für seine vielen treuen Anhänger im Heimverein. Die Top-Form und viel Selbstvertrauen nahm der frischgebackene Weltcup-Sieger auch mit zur Raw Air nach Norwegen, wo Freud und Leid so nah zusammenlagen. In der Qualifikation in Trondheim stürzte er schwer und zog sich einen Kreuzbandriss im Knie zu. Trotz des Sturzes wurde er noch Fünfter in der wegen der Coronainfektion abgebrochenen Raw Air, ansonsten hätte Stephan auch diese prestigereiche Veranstaltung für sich entschieden. Auch Rang 6 in der Gesamt-Weltcupwertung der Saison 2019/20 ist ein Indiz für die konstant guten Leistungen. Es folgte die Regeneration mit dem steinigen Weg zurück in den Weltcup. Einen Winter setze der Schwalefelder wegen der schweren Verletzung aus. 2022 wurde Stephan erneut für die Olympischen Winterspiele in Peking/China nominiert und gewann im deutschen Team mit Constantin Schmid, Karl Geiger und Markus Eisenbichler die Bronze-Medaille. Und eine weitere Bronzene gab es bei der Skiflug-WM 2024 am Kulm an der Seite von Pius Paschke, Karl Geiger und seinem langjährigen Zimmerkollegen auf den Weltcupreisen, Andreas Wellinger. Im Einzel landete der SCW-Skispringer bei dieser WM auf Platz 10. Unter dem Strich stehen fünf Weltcup-Siege zu Buche, neben dem grandiosen Einzelsieg in Willingen noch vier weitere mit dem DSV-Team. Im Einzel landete er insgesamt sechs Mal auf dem Podium der Top 3. Und dreimal durfte sich Stephan Leyhe in Reihen der starken deutschen Konkurrenz über den Titel des deutschen Vizemeisters freuen (2018, 2021, 2023). Bei der kürzlich durch den Anzugskandal der norwegischen Skispringer belasteten Heim-Weltmeisterschaft in Trondheim wurde Stephan im Team eingesetzt. Hier wurde es gemeinsam mit Karl Geiger, Philipp Raimund und Andreas Wellinger der 4. Platz.

Eine beeindruckende Sportler-Laufbahn ist beendet und sorgt für viel Wehmut beim SC Willingen

All dies ist aber nur die Aufzählung der langen Erfolgsgeschichte des erfolgreichsten Skispringers, den der Ski-Club Willingen hat. Viele Emotionen hat Stephan Leyhe auf diesem langen Weg inmitten der Weltspitze erleben dürfen. Somit ist es schwer, die Frage nach dem einen ganz besonderen Augenblick zu beantworten. „Es gab sehr viele schöne Momente in meiner Karriere, an die ich mich immer gern zurückerinnern werde. Natürlich stechen die Olympia- und WM-Medaillen sowie der unvergessliche Erfolg beim Heim-Weltcup am Mühlenkopf in Willingen heraus“, sagt Stephan mit dem Blick auf das Erlebte. Es war ein Leben für den Skisport, dem Stephan Leyhe nach der Rückkehr ins Upland ganz sicher auch weiterhin verbunden bleiben wird. Denn der Schwalefelder wird zukünftig wieder im Upland leben, wenngleich er beruflich nach einem Architekturstudium strebt. Für die vielen Leyhe-Fans im Ski-Club Willingen wird der Skisprung-Weltcup zukünftig nicht mehr das sein, was er für sie so viele Jahre war. Denn alle waren auch immer ein Stückweit stolz, dass es „mit Stephan einer von uns“ soweit geschafft hat und über viele Jahre als Mitglied der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft zu den besten „Adlern“ der Welt gehört hat. „Wir verneigen uns vor den großartigen sportlichen Erfolgen von Stephan und wünschen ihm für seine private und berufliche Zukunft alles erdenklich Gute“, sagt ein sichtlich berührter Ski-Club-Präsident und Weltcup OK-Chef Jürgen Hensel, der an dieser Stelle stellvertretend für die große Ski-Club-Familie gesprochen hat. Chapeau Stephan Leyhe! Für die vielen unvergesslichen und spannenden Momente einer großartigen Skisprung-Karriere, die eine ganze Region bewegt haben.