Vierschanzentournee 2023/24
Spannung bis zum Schluss dank Andi Wellinger
Ryoyu Kobayashi gewinnt die Vierschanzentournee zum dritten Mal
Spannung bis zum Schluss dank Andi Wellinger
Ryoyu Kobayashi gewinnt die Vierschanzentournee zum dritten Mal
Seit dem Gewinn der Vierschanzentournee durch Sven Hannawald vor 22 Jahren müssen die deutschen Skisprungfans darauf warten, dass endlich wieder einer der deutschen „Adler“ ganz oben auf dem Podium steht. Andi Wellinger hielt diese große Hoffnung bis zum Schluss intakt. Nach seinem furiosen und viel bejubelten Sieg beim Auftaktspringen der 72. Tournee in Oberstdorf belegte Wellinger bei den Siegen von Anze Lanisek und Jan Hörl bei den weiteren Stationen in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck vordere Plätze, so dass der Traum bis Bischofshofen lebte. Dann aber schnappte sich Ryoyu Kobayashi mit einer starken Leistung nach 2019 und 2022 zum dritten Mal den begehrten Gesamtsieg, der mit 100.000 Schweizer Franken und dem Goldenen Adler belohnt wird. Der 27jährige Japaner gewann diese spannende Vierschanzentournee, ohne einen Tagessieg geholt zu haben. Den ließ sich in Bischofshofen der im Weltcup souverän führende Österreicher Stefan Kraft unter dem Jubel der österreichischen Fans nicht nehmen. Hinter Kobayashi und Wellinger wurde der „Krafti“ in der Gesamtwertung Dritter. Die Vierschanzentournee hat von ihrer Anziehungskraft nichts verloren, die Arenen waren allesamt ausverkauft. Insgesamt weit über 100.000 Skisprungfans feierten die „Adler der Lüfte.“
Im Schatten des überragenden Andi Wellinger standen die weiteren deutschen Asse, die einen Top Ten-Platz im Gesamtklassement verpassten. Als Elfter war Philipp Raimund (Oberstdorf) noch am nächsten dran. Sein Vereinskollege Karl Geiger, der zum Auftakt für eine vordere Platzierung ähnlich hoch gehandelt wurde wie Wellinger, belegte Rang 14.
Pius Paschke (Kiefersfelden) wurde 20. Direkt dahinter folgte Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen als 21. Der Schwalefelder verpasste in Bischofshofen einen Tag nach seinem 32. Geburtstag nach dem verlorenen Duell mit dem Polen Dawid Kubacki das Finale, so dass es in der Gesamtwertung fünf Plätze nach hinten ging. „Heute wollte ich noch ein, zwei Schippen drauflegen“, so Stephan Leyhe im ARD-Interview, „das ist in die Hose gegangen.“ Seine insgesamt neunte Vierschanzentournee sei „eine Arbeitstournee“ gewesen, bei der er sich Sprung für Sprung habe verbessern wollen. Das sei ihm leider nicht immer geglückt. Der Zimmerpartner von Andi Wellinger fieberte bis zuletzt mit seinem Teamkollegen mit und tröstete ihn nach dem ausgebliebenen Happy End im Auslauf der Paul-Außerleitner-Schanze. Die großartige Leistung von Wellinger ließ Co-Kommentator Sven Hannawald trotz des verpassten Gesamtsieges im Ersten jubeln. Er dankte dem Olympiasieger euphorisch für „diese sensationelle Tournee.“ Hannawald hatte seinerzeit bei seinem Gesamtsieg als erster Skispringer überhaupt den „Grand Slam“ mit vier Siegen bei der Tournee in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen geschafft. Durch den fünften Triumph beim anschießenden FIS Skisprung Weltcup auf der Willinger Mühlenkopfschanze veredelte „Hanni“ den herausragenden Tournee-Gesamtsieg noch zum „Golden Slam.“
Das sind bis heute unvergessene Momente der Skisprunggeschichte. Und so ging auch der Blick von Andi Wellinger gleich wieder nach vorn: „Irgendwann werden wir den Hobel noch so knacken, dass der goldene Adler wieder bei uns ist.“
Für die besten Skispringer der Welt bleibt nicht viel Zeit zur Erholung. Es geht direkt weiter mit der Polen-Tournee und den Stationen Wisla (13./14.01.2024), Szczyrk (17.01.2024) und Zakopane (20./21.01.2024). Danach steht die Skiflug-Weltmeisterschaft im österreichischen Bad Mitterndorf am Kulm im Kalender (26.-28.01.2024). Und dann fiebert der Skiprungtross dem Weltcup-Skispringen auf der größten Großschanze der Welt entgegen. Auf der Willinger Mühlenkopfschanze (Hillsize 147 Meter) warten vom 02. bis 04. Februar 2024 nach dem Skifliegen nicht nur weitere große Weiten auf die Athleten, sondern ein fantastisches Weltklasse-Publikum, das mit der herausragenden Kult-Stimmung für viele Gänsehautmomente bei den zwei Einzel-Weltcups sorgen wird. Auch die Skisprung-Damen werden in Willingen erneut am Start sein, so dass es im Weltcup-Kalender nirgends mehr Sprünge an drei Tagen zu erleben gibt als auf der Mühlenkopfschanze. Lokalmatador Stephan Leyhe kehrt auf seiner Hausschanze an den größten Erfolg seiner erfolgreichen Skisprung-Karriere zurück. Am 08.02.2020 gewann der sympathische SCW-Vorzeigesportler die Einzelkonkurrenz vor mit 23.500 Zuschauern ausverkauftem Haus am Mühlenkopf.
Für die vielen treuen Leyhe-Fans beim Ski-Club Willingen ist das bis heute ein unvergesslicher Moment, über den im waldeckischen Upland auch in 30 Jahren noch gesprochen werden wird.