Weltcup-Rückschau von OK-Chef Jürgen Hensel
Liebe Freundinnen und Freunde des Willinger Weltcups,
das diesjährige Weltcup-Wochenende vom 2. bis 4. Februar 2024 liegt hinter uns. Durch den anhaltenden Regen war die internationale Veranstaltung für alle Beteiligten eine Herkulesaufgabe, denn so viele Duschen von oben hat es seit über 20 Jahren nicht mehr gegeben. Doch alle haben den widrigen Witterungsbedingungen getrotzt: Die weltbesten Skispringerinnen und Skispringer, Offizielle, Trainer, Betreuer, Medienvertreter, freiwillige Helfer und insbesondere die 43.080 Fans, die an den drei Veranstaltungstagen ins Stadion an der Mühlenkopfschanze gekommen sind. Trotz der großen Herausforderungen, die Spur und die Mühlenkopfschanze bis zum letzten Sprung in einem weltcuptauglichen Zustand zu halten, war der sportliche Reiz des 2024er Events sehr hoch. Der stetige Westwind, der von dem dem Mühlenkopf gegenüberliegenden Musenberg als Aufwind zurückkam, sorgte für viele weite Sprünge. So war es fast folgerichtig, dass der Schanzenrekord bei den Herren zunächst eingestellt wurde und dann vom Samstag-Sieger Johann Andre Forfang aus Norwegen auf 155,5 Meter geschraubt wurde. Seine großen Emotionen im Auslauf mit Tränen der Freude zeigten, wie überwältigt er von dieser „Flugshow“ war. Die 23.500 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Weltcupstadion waren aus dem Häuschen. Nach dieser sportlichen Glanzleistung kann man so, glaube ich, mit Fug und Recht behaupten, dass die Mühlenkopfschanze nicht nur die größte Großschanze, sondern auch die kleinste Flugschanze der Welt ist.
Der Sonntag bildete aus deutscher Sicht den krönenden Abschluss. Im Dauerregen flog Andreas „Andi“ Wellinger im Finale auf 149 Meter und krönte sich von Platz sieben kommend noch zum Mühlenkopfsieger. Die Fans verwandelten die Arena in ein Tollhaus, der Sieg beim Heimweltcup wurde von allen frenetisch gefeiert. „Damit hatte ich nicht mehr gerechnet, aufs Podium hatte ich schon noch gehofft, aber nicht auf den Sieg“, präsentierte sich Andi Wellinger bei der anschließenden Pressekonferenz „mega happy“ und sympathisch. „Was gibt es Schöneres, als vor den eigenen Fans zu gewinnen!“ Auch wenn der Wettergott außen vor war, aus Wellinger wurde doch noch ein Willinger, Willingen wurde zu Wellingen.
Auch die weltbesten Adlerinnen waren erneut bei uns am Start, schade, dass das Teilnehmerinnenfeld so überschaubar war, denn die Damen haben ebenso eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie die Mühlenkopfschanze können. Die Siege von Jacqueline Seifriedsberger aus Österreich, die bei uns in Willingen auf den Tag genau elf Jahre nach ihrem bisher einzigen Triumph den zweiten Karrieresieg im Weltcup „einsprang“, sowie der im zweiten Einzel überragenden Norwegerin Silje Opseth und der Podest-Platz von Katharina Schmid am Samstag waren auch für die Skispringerinnen bei dieser Traumkulisse etwas Besonderes. Auch im nächsten Jahr werden die Athletinnen im Upland wieder dabei sein, wenn es neben den Einzel-Weltcups auch einen Mixed-Wettkampf mit den Herren geben soll.
Wenn es große Herausforderungen zu meistern gilt, lautet mein Motto nach einer erfolgreichen Arbeit zumeist: „Leicht kann jeder!“ Aber was soll ich sagen. Auch ich bin immer wieder überwältigt, wie alle mit anpacken. Unsere Free Willis können es einfach! Egal bei welchem Wetter, über 1.500 Helfer haben wieder alles gegeben von der ersten bis zur letzten Sekunde. Bei diesem Wetter wären viele weggelaufen, nicht unsere Free Willis. Sie haben es genommen, wie es kam. Als beispielsweise am Sonntag früh an der Mühlenkopfschanze aufgrund des immensen Tauwetters Schnee aus unserem Depot nachgebessert werden musste, standen gleich ganz viele mit Schaufeln Gewehr bei Fuß.
Ich bin stolz. Stolz auf jeden einzelnen Free Willi. Alle haben alles gegeben, und das waren bei diesem Weltcup deutlich mehr als 100 Prozent. Was ein Wahnsinn im positiven Sinne. Wir haben dafür von allen Seiten viel Lob bekommen. So hat Bundestrainer Stefan Horngacher gesagt, dass unsere wahren Helden neben den Zuschauern die vielen freiwilligen Helfer sind, die das alles hier trotz der widrigen Bedingungen ermöglicht haben. Ich weiß, dass man einen solchen Kraftakt nicht jedes Jahr leisten kann, aber auch uns wird wieder die Sonne scheinen. Davon bin ich überzeugt, denn der Wettergott, der diesmal anders als der Andi kein Willinger war, kann seine Augen vor dieser Leistung nicht verschließen. Er muss sie belohnen!
Wir werden es als Ski-Club Willingen weiter so nehmen, wie es kommt, denn wir können vieles bis fast alles beeinflussen, aber nicht das Wetter. So freue ich mich, dass wir sowohl den Nachhaltigkeits- als auch den Servicegedanken beim Weltcup 2024 ausbauen konnten. Die im Ticket beinhaltete An- und Abreise mit der Deutschen Bahn hat sich bewährt.
So lassen viele ihr Auto zuhause stehen und nutzen dieses Angebot verstärkt. Die Möglichkeit, sich Tickets online quasi bis kurz vor dem Skispringen aufs Handy zu laden, wurde sehr gut genutzt, was vor allem bei uns Ressourcen einspart. So wurde beispielsweise für die wenigen Resttickets am Samstag keine Tageskasse mehr benötigt. Und auch die neue Möglichkeit, mit der EC-Karte und dem Handy an den Verpflegungsständen bargeldlos zu zahlen, wurde sehr gut angenommen. So muss es sein, selbst der beste Weltcup muss sich stetig weiterentwickeln und verbessern. Dass wir in Willingen anerkanntermaßen zu den Top-Veranstaltern im Skisprung-Weltcup zählen, macht mich ebenso stolz. Aber dafür war auch viel harte Arbeit über viele Jahre von allen notwendig.
Es ist an der Zeit, danke zu sagen. Ich danke der FIS, dem DSV, der Gemeinde Willingen (Upland), dem DRK, der Polizei, dem THW, den Freiwilligen Feuerwehren und nochmals aus tiefem Herzen Euch Free Willis. Gute Besserung wünsche ich der schwer Verletzten aus dem Tretkommando, der ich eine gute und schnelle Genesung wünsche.
Auch die Jury hat bei diesem Wetter einen großartigen Job gemacht, das Team Anlauf, alle vom Start bis zum Exit Gate Beteiligten, stellvertretend nenne ich unseren Schanzenchef Andi Rohn sowie Mathias Göbel und Nikolas Küthe vom Anlauf, vielen herzlichen Dank! Ich danke allen Medienschaffenden, die den Weltcup in Willingen zu den vielen Fans weltweit bringen, denn nur so wird das Interesse für diese faszinierende Outdoorsportart geschaffen.
Ob ARD und Eurosport im Fernsehen, TV Sender aus Polen, Norwegen, Österreich oder Japan, ob nationale oder internationale Rundfunkberichterstattung bei u.a. RadioNRW, dem Hessischen Rundfunk oder Hit Radio FFH, ob lokal oder regional in Print- und Online-Medien, u.a. natürlich unsere Heimatzeitungen WLZ/HNA, für die unsere Pressechefin Friederike Weiler tätig ist, die Westfalenpost und viele andere mehr, alle haben ihren Teil zum großen Erfolg beigetragen. Ein besonderer Dank geht an den Regisseur der ARD, Thomas Strobl, der für das Weltbild im Fernsehen verantwortlich ist.
Dieser Weltcup bei uns in Willingen ist und bleibt einzigartig, er ist die bestmögliche Werbung, die eine Tourismusgemeinde nur haben kann. Es ist großartig, dass unsere Heimatregion und der Ski-Club hier Hand in Hand gehen. Und auch den mittlerweile befreundeten Upländer Nachbarkommunen sei gedankt, als Hilfe zum Freischüppen der Tribünen benötigt wurde, wurde sie prompt geliefert. Ferner geht mein Dankeschön an die Rennärzte Dr. Christof Rühl, Dr. Christoph Hüttemann und Dr. Sebastian Rossbach, die im unmittelbaren Bereich des Aufsprungs für die Athletinnen und Athleten keine medizinische Versorgung zu leisten hatten, da Stürze Gott sei Dank ausblieben. Da fällt mir nach dem Weltcup immer ein Stein vom Herzen, wenn niemand zu Schaden gekommen ist und alle die Saison unverletzt fortsetzen können. Danke sage ich an Stadionsprecher Gunnar Puk sowie den Moderatoren Jürgen Bangert als echtem „Willinger Urgestein“ und Toni Kaufmann, die Info- und Entertainment brillant kombinieren. Einfach großartig, auch wenn beim Jürgen die SCW-Jacke triefte wie nach einem Schwimmbadbesuch.
Danke auch an die Politik von Gemeinde über Kreis und Regierungsbezirk bis Land und Bund. Viele bekannte Gesichter gaben sich an der Mühlenkopfschanze zum Zeichen der Unterstützung ein Stelldichein, allen voran Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, die Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und der neue „Waldecker Minister“ für Kultur, Bildung und Digitales Armin Schwarz. Und sollte ich bei der Vielzahl der Unterstützer jemanden vergessen haben, dann sage ich hier abschließend und ausdrücklich nochmal ganz laut „Danke.“
Zu guter Letzt möchte ich mich bei FIS-Renndirektor Sandro Pertile bedanken, der beim Weltcup für alles den Hut aufhat und die Verantwortung trägt. Unser kollegiales und freundschaftliches Miteinander trägt mit Ruhe und Besonnenheit dazu bei, auch in schwierigen Situationen gemeinsam die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dies alles macht mir nach so vielen Jahren als OK-Chef noch immer sehr viel Freude, denn es ist für mich das Größte, nach einem erfolgreich gemeisterten Weltcup am Sonntag mit Euch Free Willis zu feiern. 1000 Dank!!!
Auf geht’s, lasst uns nach vorne schauen zum nächsten Weltcup 2025! Auch wenn der Termin derzeit noch nicht feststeht, so wird es wieder ein besonderer Weltcup, denn es ist 30 Jahre her, dass der Startschuss zum heutigen Kult-Weltcup 1995 erfolgte. Wer hätte damals nur annährend gedacht, dass wir so eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte würden schreiben können. Etliche von Euch heutigen Free Willis waren damals noch gar nicht geboren, andere haben den Weltcup bis heute gelebt und Jahr für Jahr mitgemacht, und so manche lieben Freunde sind heute leider nicht mehr unter uns, aber auch das macht es aus, dass der Teamgeist von Generation zu Generation weitergegeben wird. So soll es bleiben im Sinne aller, die über diesen langen Zeitraum dabei waren und sind. In Worte ist das ohnehin nicht zu fassen.
Sportliche und ebenso herzliche Grüße
Euer Jürgen Hensel