Weltcup-Splitter 10.01.2016
Fast vier Millionen Zuschauer in der ARD
Die Live-Übertragung des Teamwettbewerbs beim Willinger Weltcup in der ARD verfolgten am Samstag fast vier Millionen Zuschauer in der ARD. Dabei bedeuteten 3,76 Millionen Fans im ersten Teil der von Matthias Opdenhövel und Dieter Thoma moderierten und von Tom Bartels kommentierten Übertragung einen Marktanteil von 17,5 Prozent, 3,83 Millionen im zweiten Teil 15,9 Prozent. In den Top Ten des Ersten bedeutete dies u.a. hinter Biathlon in Ruhpolding die Plätze sechs und sieben.
Polizeibericht vom Weltcup
Mehr als 16.000 begeisterte Skisprungfans besuchten am Samstag das FIS Weltcupskispringen an der Mühlenkopfschanze in Willingen. Aus polizeilicher Sicht verlief der Einsatz völlig reibungslos. Im Festzelt mussten lediglich drei Platzverweise ausgesprochen werden. Zwei alkoholisierte Zuschauer mussten die Skisprungarena verlassen. Das modifizierte Einsatz- und Verkehrskonzept bewährte sich auch am heutigen Tage, obwohl einige Wiesenparkplätze aufgrund der Witterung nicht genutzt werden konnten. Die Polizei zählte etwa 1600 PKWs, 34 Busse und 100 Wohnmobile. Mehr als 2000 Skisprungfans nutzten das Angebot der Kurhessenbahn und fuhren bequem bis zum Stryckbahnhof. Auch die Rettungskräfte verlebten einen ruhigen Einsatztag. DRK und Bergwacht berichteten von nur wenigen ambulanten Einsätzen. Ein Patient musste mit einem Herzinfarkt in das Korbacher Krankenhaus gebracht werden. Außerhalb des Skispringens hatte die Polizei aber alle Hände voll zu tun. Eine Gruppe Hooligans und Ultras aus Bielefeld und Hannover waren zum Feiern nach Willingen gereist. Nachdem die 45 zumeist jungen Männer reichlich Alkohol konsumiert hatten, kam es in den frühen Abendstunden an der Talstation der Bergbahn zu einer Schlägerei, an der etwa 50 Personen beteiligt waren. Mehrere Personen wurden dabei verletzt. Mit starken Polizeikräften konnten die Personalien der Beteiligten festgestellt werden. Insgesamt sieben der Hooligans wurden vorläufig festgenommen.
Kann Severin Freund in Willingen mit Kasai und Stoch gleichziehen?
Der Einzel-Weltcup am Sonntag auf der Willinger Mühlenkopfschanze ist die 26. internationale Konkurrenz seit der Premiere 1995. Der erste Sieger war der Österreicher Andreas Goldberger. Rekordsieger auf der größten Großschanze der Welt sind Skisprunglegende Noriaki Kasai aus Japan (1999/2003) und Polens Olympiasieger Kamil Stoch, die dreimal ganz oben auf dem Siegerpodest standen. Stoch brachte das Kunststück fertig, beim Triple-Weltcup 2014 alle drei Wettbewerbe in einem Jahr zu gewinnen. Severin Freund hat wie Sven Hannawald (2002/2003) bislang zwei Einzelerfolge in Willingen auf seinem Konto. Deutschlands bester „Adler“, der gestern vor mehr als 16.000 begeisterten Zuschauern erstmals auch mit seinen Teamkollegen Andreas Wank, Andreas Wellinger und Richard Freitag den Mannschafts-Heimweltcup gewonnen hat, siegte 2011 und 2015 im Upland. Noch ohne Einzeltitel auf der Mühlenkopfschanze ist Vierschanzentournee-Gesamtsieger Peter Prevc. Der 23-jährige Slowene und Freund gehen im ewigen Duell als Top-Favoriten in den heutigen Einzel-Weltcup. Doppelsieger von Willingen sind außerdem Gregor Schlierenzauer (2009/2010), Janne Ahonen (2004/2005) und Andreas Widhölzl (2000). Der Österreicher Andreas Kofler feierte 2006 seinen ersten Weltcupsieg überhaupt auf der Mühlenkopfschanze. Ebenfalls einmal triumphierten Adam Malysz aus Polen ((2001), der Finne Ville Kantee (ebenfalls 2001), Hiroya Saito aus Japan (1997) sowie die Norweger Anders Bardal (2012), Bjoern Einar Romoren (2008), Anders Jacobsen (2007), in diesem Jahr für das norwegische Fernsehen in Willingen im Einsatz, Martin Höllwarth (1997) und eben Andi Goldberger. Insgesamt trugen sich 16 Skispringer in die Weltcup-Siegerliste des Ski-Club Willingen ein, von denen Freund, Stoch, Kasai und Kofler noch aktiv sind. Gregor Schlierenzauer hat sich bekanntlich nach Formkrise für den Rest der Saison eine Auszeit genommen. Der Superstar der Skisprungszene will in aller Ruhe entscheiden, ob und wann er seine Karriere fortsetzt.
Mützen für Minister-Security
Hessens auch für den Sport zuständige Innenminister Peter Beuth besucht den Willinger Weltcup, suchte den Kontakt zu Sportlern, Sponsoren und Offiziellen. Dem Ski-Club Willingen ist der CDU-Mann sehr verbunden und lobt dessen Aktivitäten. Als es seinen beiden Sicherheitsleuten zu kalt wurde, stattete sie die Firma Viessmann mit ihren Mützen aus, die längst ein begehrter Fan-Merchandising-Artikel geworden sind.
DSV und SCW dankten Martin Viessmann
Prof. Martin Viessmann ist an beiden Tagen Gast an der Mühlenkopfschanze. Geschäftspartner, Händler und Mitarbeiter der Heiztechnik-Firma aus Allendorf/Eder nutzen den „Heim-Weltcup“ in Willingen in jedem Jahr dazu, bei Schanzenführungen hinter die Kulissen des Kultweltcups zu schauen. Die Delegation des Deutschen Skiverbandes mit dem neuen Generalsekretär Florian Kurz an der Spitze, aber auch OK-Chef Jürgen Hensel und Bürgermeister Thomas Trachte nutzten die Gelegenheit, sich für das Engagement des langjährigen Wintersport-Sponsors bei Prof. Viessmann persönlich zu bedanken. Skispringen ist neben Biathlon, Rodeln, Langlauf und der Nordischen Kombination eine der wichtigsten Sportarten im Viessmann-Portefolio. Derzeit startet das Haus mit Unterstützung der geförderten Sportler eine Initiative in den sozialen Medien, bei Twitter und Facebook mit großem Echo unter #WirLebenWinter.
Empfang für Freund & Co.
Seit Beginn des Willinger Weltcups fühlen sich die deutschen Skispringer in ihrem Quartier Hotel Hochsauerland 2010 wie zu Hause. Direktor Volker Slowek, der schon die 2.000-Euro-Prämie für den Sieger der Qualifikation Jurji Tepes gestiftet hatte, zeigte sich schon hocherfreut darüber, dass auch die Slowenen mit Peter Prevc neben einigen weiteren Teams bei ihm Quartier gemacht hatten, leider aber die Japaner wegen Verpflichtungen in ihrer Heimat abgesagt hatten. Nach dem deutschen Sieg im Mannschaftsspringen bereiteten er und seine Mitarbeiter Severin Freund, Richard, Freitag, Andreas Wellinger und Andreas Wank einen rauschenden Empfang im Hotel-Foyer zur Freude der vielen Hotelgäste, die so in Kontakt mit den Springern kamen und auch fleißig Autogramme sammelten.
Autogrammkarten gingen aus
Auf diesen Fan-Ansturm waren die deutschen Skispringer nicht vorbereitet. Während des Willinger Weltcups gingen die Autogrammkarten aus, die das DSV-Team in weiser Voraussicht schon vorbereitet, sprich unterschrieben hatte. Am Sonntagmorgen mussten die DSV-Adler unegachtet der Vorbereitungen auf das Einzelspringen noch eine Extraschicht einlegen, um möglichst wenige Fans zu enttäuschen.
Wiedersehen beim Continentalcup
Erst am Dienstag will Bundestrainer Werner Schuster gemeinsam mit der Sportführung des Deutschen Skiverbandes sein Aufgebot für die Skiflug-WM am nächsten Wochenende am Kulm bennenen. Dann steht auch fest, welche Springer zum Continentalcup an die Mühlenkopfschanze kommen. Neben Marinus Kraus, Markus Eisenbichler, dem Willinger Paul Winter oder dem Garmisch-Sieger David Siegel könnte es auch ein Wiedersehen mit Karl Geiger oder Michael Neumayer geben, auch der kleine Prevc-Bruder Domen ist auf jeden Fall beim COC am Samstag und Sonntag wieder dabei.
Die Behles und Anna Häfele
Jochen Behle unterbrach seine Langlauf-Kommentierung von der Tour de Ski bei Eurosport, um an der Mühlenkopfschanze vorbeizuschauen, Olympiasiegerin Petra Behle kam am Sonntag mit ihrem Ehemann nach Willingen und auch Anna Häfele ließ es sich nicht entgehen, beim Skispringen vorbeizuschauen. „Ich habe schon Abstand von meinem Sport gefunden, aber hier in Willingen juckt es mich doch immer wieder“, meinte die ehemalige Deutsche Meisterin und WM-Teilnehmerin. Andere Ex-Athleten wie Caro Hennecke, Tobias Lindner oder Martina Göbel-Stede sind längst „Free Willis“ geworden, Biathletin Nadine Horchler startet derzeit im IBU-Cup und freute sich am Samstag über Platz fünf in Nove Mesto mit zehn Treffern am Schießstand. Paul Winter, beim COC auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen im Einsatz, war durch seine Eltern und den Bruder vertreten.
V.l.n.r.: Bürgermeister Thomas Trachte, Martin Vissmann und SCW-Präsident Jürgen Hensel