Weltcup-Splitter 14.01.2016
14.Januar 2016

Weltcup-Splitter 14.01.2016

14
Januar
Erstellt von SC-Willingen
Kategorie: Weltcup-News
2016
14 .Januar 2016
Kategorie: Weltcup-News
Erstellt von SC-Willingen

Vom amtierenden Weltmeister bis zum früheren Tourneesieger

Auf über 50 Skispringer aus 13 Ländern – darunter der amtierende Weltmeister auf der Normalschanze, Rune Velta aus Norwegen, und der Vierschanzentourneesieger 2014, Thomas Diethard aus Österreich, oder die deutschen Weltcup-Springer Michael Neumayer und Karl Geiger dürfen sich die Fans am Wochenende beim Continental Cup auf der Mühlenkopfschanze in Willingen freuen. FIS –Koordinator Horst Tielmann nahm am Mittwoch persönlich die größte Großschanze der Welt in Augenschein, wo nach dem Schneefall in der Nacht auch die Schneekanonen in Stellung  gebracht  wurden, um die Schanze wieder in Topzustand zu bringen.

Parallel zur Skiflug-WM, wo auch der Willinger Stephan Leyhe sein WM-Debüt am Kulm geben wird, findet sich ein attraktives Teilnehmerfeld im Waldecker Upland ein, gespickt mit bekannten Namen und jungen, aufstrebenden Talenten. Etwa bei den Polen. Jakub Wolny war Junioren-Weltmeister und ist wie Dawid Kubacki, Krzysztof Biegun oder Jan Ziobro, aber auch der junge Andrzej Stekala, der Leyhe beim Finale in Bischofshofen k.o. schlug,  schon weltcup-erprobt.

In Willingen schon auf dem Weltcup-Treppchen stand auch Jernej Damjan und auch Namen wie Naglic, Zupancic oder Hvala haben einen exklusiven Klang, Tilen Bartol fürhrt die COC-Wertung an. Fast schon ihren eigenen Fan-Club haben in Willingen auch die Norweger Tom Hilde oder Philip Sjoeen, der wie Leyhe im Weltcup nach oben kam, dann aber Motivationsprobleme bekam und eine Auszeit nahm. Foe Koreaner wollen bis Olympia 2018 in ihrer Heimat Anschluss finden, die Italiener um Frederico Cecon sind auch noch für das Skifliegen zu unerfahren, sollen aber in Willingen das Fliegen lernen, so wie Papa Roberto Cecon, auf der Mühlenkopfschanze schon eine Legende.

Wenn das Wetter mitspielt, kann und wird es große Weiten geben.  Bei einem der letzten Continental Cups in Willingen hat Ronny Hornschuh mit damals 134 m sogar schon einmal einen Schanzenrekord aufgestellt. Während der beiden Wettbewerbe haben die Willinger natürlich den Kulm und Stephan Leyhe im Blick und drücken Paul Winter beim Alpencup in Oberwiesenthal die Daumen, der sich noch für die Junioren-WM empfehlen muss.

Siegel und Geiger schielen auf Platz eins

Stolz auf ihren derzeit berühmtesten Sohn des Ortes ist Dürrenmettstetten, eigentlich nicht gerade als Wintersportgemeinde bekannt, auf den jungen Skispringer David Siegel. Vom Ortsvorsteher angeregt, wurde schon zur Vierschanzentournee ein Bus gechartert, passenderweise chauffiert von einem Nachbarn der Familie Siegel. Auf dem Weg nach Oberstdorf konnte Vater Siegel unterwegs im Bus gleich etliche der Regeln des Skispringens erklären, dem Sport, dem sich gleich zwei seiner Söhne widmen.

David sprang in der nationalen Gruppe, setzte sich jetzt beim letzten Continental Cup vor Willingen auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen mit einem Sieg und Platz zehn bestens in Szene und rangiert in der Gesamtwertung mit 299 Punkten auf Platz vier, hinter dem Führungstrio Tilen Bartol (346) aus Norwegen,   dessen Landsmann Halvor Egner Garnerud (310) beide aus Norwegen und dem Oberstdorfer Karl Geiger (305), der schon beim Weltcup auf der Mühlenkopfschanze dabei gewesen ist.

Siegel und Geiger, aber auch Pius Paschke  (10./188) oder Michael Neumayer (20./121), der ebenfalls seine Ausrüstung gleich im Hotel Hochsauerland 2010 hätte stehen lassen können, sollen den deutschen Adler weiter einen Quotenplatz im Weltcup sichern. Siegel und Geiger schielen sogar nach Platz eins in der Gesamtwertung, liegen doch nur 41 bzw. 47 Punkte auf Bartol zurück. Die DSV-Trainer verzichten daher auch auf die formschwachen Marinus Kraus, Markus Eisenbichler oder Paul Winter, und schicken Talente wie Tim Fuchs und Martin Hammann an den Start.

Siegel, der beim Neujahrsskispringen auf der Olympiaschanze mit Platz 16 bereits erste Weltcuppunkte holte, könnte schon bald in den Kreis der Nationalmannschaft aufrücken und will sich auch in Willingen für höhere Aufgaben empfehlen.

Horst Tielmann und der „kleine Weltcup"

Es gibt derzeit keine aktuelle Schanze oder kein neues Schanzenprojekt die Horst Tielmann nicht kennt oder in das er nicht eingeweiht ist. Bevor Weltcup-Direktor Walter Hofer irgendwo in der Welt aufschlägt, war sein Freund und Partner Horst Tielmann bereits zur Erstinspektion da. Hofer ist der Weltcup-Direktor oder –Koordinator, Tielmann besetzt diese Rolle im Continental Cup. Als er am Mittwoch an der Mühlenkopfschanze nach einer Inspektion mit Schanzenchef Wolfgang Schlüter und Rennleiter Volkmar Hirsch gegeben hatte, informierte er sofort auch telefonisch Walter Hofer bei der Skiflug-WM am Kulm über die Aktivitäten an der Mühlenkopfschanze.

Bei den Tielmanns dreht sich fast alles um das Skispringen. Zusammen mit Rudi Tusch ging er selbst über die Schanze, war später in Willingen beim Hessischen  und Westdeutschen Skiverband sowie in Holland Trainer bzw. Sportdirektor, 2001 trat der heute 61-Jährige seinen Job bei der FIS an, zuständig für den COC und auch die Materialkontrolle. „Am Ende muss immer die Liste stehen“, gibt er als Devise aus, auch wenn es anders als im Weltcup wegen der fehlenden TV-Präsenz auch schon einmal zeitliche Verschiebungen oder gar zwei Wettkämpfe an einem Tag geben kann.

Zurück zur Familie. Mutter Erika ist wann immer es geht an den Schanzen anzutreffen. Tochter Julia hospitierte beim Ski-Club Willingen, hat nach Studium und Abschlussarbeit inzwischen bei einer TV-Produktionsfirma in München einen Job gefunden. Sohn Bastian war Trainer in Holland, ist jetzt Referent beim Bundesverband der Sportartikelindustrie und hat dem Papa eine Enkelin geschenkt. Henriette ist der ganze Stolz des Großvaters, „vor ihr geht er sogar in die Knie, um mit ihr auf dem Fußboden zu spielen.“

Ein Dienstunfall  war 1988 der Grund, dass Tielmann beim Bund früh pensioniert werden musste. Vor einigen Monaten haute es ihn gesundheitlich wieder um, er selbst, seine Familie und auch die Sportfamilie bangten um sein Leben. „Ich bin wieder fit. Fitter als zuvor“, sagt er heute, fliegt wieder in Sachen Skispringen im Sommer und Winter rund um die Welt, nicht ohne aber genauer in sich hinein zu hören.  Ob bei der Junioren-WM in Almaty, bei seinen Besuchen in Ironwood Mountain, bei der Ausbildung des Skisprungpersonals in Russland speziell für die Olympischen Winterspiele in Sotschi und die folgenden Weltcups, in Pyoengchang oder Sapporo, er liebt es, fremde Kulturen kennen zu lernen und zu genießen, immer wieder neue Menschen kennen zu lernen und Freunde zu gewinnen.

Tielmann ist Mitglied im Ski-Club Willingen. Deswegen berichtete er voller Stolz, dass er in FIS- und Sportlerkreisen wieder nur Gutes über den Kultweltcup auf der Mühlenkopfschanze am Wochenende gehört hatte. „Tolle Fernsehbilder“, lobt er. „Willingen hat ein Alleinstellungsmerkmal. Deswegen kommen alle Skispringer gern hier her“, sagt er und verspricht auch für das Wochenende beim „kleinen Weltcup“ guten Sport. „Unser Ziel ist es , sportlich und organisatorisch den Abstand zwischen Weltcup und COC so gering wie möglich zu halten.“ Sportlich sei da auch schon wegen Quoten, Auf- und Abstieg schon jetzt kaum mehr ein Unterscheid, in Willingen auch organisatorisch nicht. „Ihr habt ein tolles Team.“