Weltcup-Splitter 21.1.21
Von der Sicherheitskonferenz in den Weltcup
Heinrich Märkl und seine Frau Annett Märkl amtieren beim Willinger Kult-Weltcup als Corona-Beauftragte
Für seinen Kult-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze muss der Ski-Club Willingen nach einem mit dem Weltverband FIS und den nationalen Sportverbänden sowie den zuständigen lokalen Gesundheitsbehörden erstellten, amtlich abgenommenen Hygiene-Konzept einen neutralen und fachkundigen Corona-Beauftragten benennen
Für Willingens OK-Chef Jürgen Hensel war klar, dass so ein Job das richtige für Annett und „Heiner“ ist. Das befreundete Ehepaar aus dem Raum Freising bei München, das er und seine Frau im Rahmen der Stena-Linie-Challenge kennen gelernt hatten.
„Im Sommer 2012 sind wir mit zehn Teams und dem eigenen Wohnmobil vierzehn Tage durch Schweden gereist. In den zwei Wochen haben wir nicht nur viel gesehen, sondern auch viel erlebt. Das schweißt zusammen. Mit sieben Pärchen stehen wir nach wie vor in engem Kontakt und treffen uns wenn möglich so oft es geht mit dem Wohnmobil“, so Hensel. „Es sind nicht nur Bekanntschaften, sondern richtige Freundschaften entstanden.“
Heinrich Märkl, Sanitätsdienstoffizier im Ruhestand, und seine Ehefrau Annett Märkl, als Fachärztin für Allgemeinmedizin und Standortärztin der Johanniter aktiv unterwegs, waren sofort erste Wahl. Sie bringen alle Voraussetzungen für den äußerst verantwortungsvollen Einsatz an der größten Großschanze der Welt mit. Seit 30 Jahren im Johanniter-Rettungsdienst erprobt gehört Märkl als Fachberater der Führungsgruppe Katastrophenhilfe des Landkreises Freising an, ist aber darüber hinaus mit seiner Frau auch ehrenamtlich in der Corona-Hilfe aktiv.
An der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München bildete Märkl Rettungsassistenten aus und bereitete sie in taktischer Medizin auf Auslandseinsätze vor. Zehn Jahre lang war der Berufssoldat auch bei der renommierten Münchner Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischen Hof für die medizinische Betreuung und Begleitung der internationalen Politiker von der Kanzlerin und dem Bundespräsidenten über ausländische Staatspräsidenten und Größen aus Industrie und Wirtschaft mit verantwortlich.
So sicher wie diese Staatsgäste darf sich jetzt auch die Weltcup-Blase der Skispringer fühlen. Die Märkls kommen zum ersten Mal zum FIS Skisprung Weltcup nach Willingen. „Bisher fanden die Sicherheitskonferenz und der Weltcup fast immer gleichzeitig statt und wir konnten nur im Fernsehen ein Auge, auf das uns von den Hensels an Herz gelegte Sportspektakel werfen“, sagt Heinrich Märkl voller Vorfreude – auch wenn ohne Zuschauer der berühmt berüchtigte Willinger Weltcup-Wahnsinn nur aus der Konserve eingespielt werden wird.
Am Dienstag vor dem Weltcup werden die beiden Freisinger ihr Covid 19-Büro im Funktionsgebäude an der Schanze beziehen und einrichten. „Wir halten uns dabei natürlich genau an die vereinbarten Spielregeln“, so Märkl. Noch am ersten Tag beginnen die Schnell-Tests für die rund 160 Sportler, Trainer, Betreuer und Offizielle der Mannschaften aus aller Welt sowie der heimischen „Free Willis“, die an den Schnittstellen mit dem Sport-Tross in Verbindung kommen, wie etwa die Fahrdienst-Truppe, die wie alle anderen nach genauen Vorschriften aktiv sein wird.
In der Hoffnung, dass es in der Weltcup-Woche keine positiven Tests geben wird, sind die Märkls aber auch vorbereitet, um eventuell doch positiv Getestete umgehend in häusliche Quarantäne zu schicken und einen noch vorgenommenen genaueren PCR-Test über das Gesundheitsamt in einem zugelassenen Labor schnellstmöglich auswerten zu lassen. Die Arztpraxen von Dr. Dirk Bender und Dr. Christoph Hüttemann, das DRK Waldeck-Frankenberg mit ihren Mitarbeitern unterstützen den Corona-Beauftragten und den Ski-Club beim Weltcup. Beim anschließenden Continental Cup über nimmt Dr. Bender die Funktion des Corona-Beauftragten mit der entsprechenden Unterstützung seiner Kollegen und des DRK. Alle hoffen auf problemlose Abläufe der Sportevents ohne Zuschauer.
Wie Woodstock ohne Hippies“
„Willingen ohne Zuschauer ist wie Woodstock ohne Hippies“, schreibt Volker Neumann aus Schwangau auf Facebook. Bettina Dubalski aus Hilgen will dennoch das Beste daraus machen: „Uns wird das ganze Feeling und die super gute Stimmung fehlen. Dafür wird hier im Wohnzimmer schön gefeiert und wir feuern auch an: Adler ziiiiiiiiiiieeeeeeehhhhh.“Auf Facebook, Twitter, Instagram und allen anderen gängigen Kanälen versichert nicht nur Iris Kuhl den Willinger Free Willis: „Wir sind definitiv nächstes Jahr wieder dabei. Morgen wird schon mal angefangen zu schmücken fürs Wochenende. Außerdem muss der ideale Sitzplatz noch präpariert werden. Hoffe ich finde das Sitzpolster vom SC Willingen in meinem ganzen Kram.“
Der Kult-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze hat sein treues Publikum, das diesmal vor dem Bildschirm bei ARD oder EUROSPORT mit fiebern muss, weil eben wegen Corona ausgesperrt. Unvorstellbar, aber wahr. Es ist Weltcup, und keiner geht hin – besser darf hingehen!
„Jedes Jahr ein Muss“, schreibt Werner Rassier, Klaus Christ schickt gleich ein Video von 2017 mit und Kerstin Seitz kommen gar die Tränen: „Ich werde es auch vermissen. Das erste Mal seit 2 Jahrzehnten nicht dabei, zum heulen.“ Die Teenis von damals, zu Zeiten der Boy-Group um Hanni und Martin, sind älter, aber ihren Idolen treu geblieben. Alexandra Gutfrucht wird „Willingen fehlen“, Frank Henkelmann wünscht Willingen „und den Deutschen viel Erfolg.“ Und Swantje Lindgren verspricht schon für 2022 „volle Power“.
Bettina Dubalski bescheinigt den Free Willis schon während des Countdowns eine „super starke Leistung. Ihr habt meine Hochachtung, ich ziehe den Hut!“ Natürlich gibt es auch Skeptiker und kritische Stimmen, die etwa nicht daran glauben, dass der Schnee an der Schanze hält, oder die kritisieren, dass sie persönlich nicht mit ihren Kindern zum Rodeln kommen dürfen, aber die Topsportler weiter aktiv sein dürfen – insgesamt aber zeigt sich, dass Willingen bundesweit und darüber hinaus besonders nach Polen bekannt und beliebt ist und die große Skisprung-Gemeinde ihre Helden bei den „Geisterspringen“ im TV feiern wird, um dann im kommenden Jahr wieder - und gerade erst recht – wieder an die größte Sprungschanze der Welt kommen und Party feiern will und wird.