Weltcup-Splitter 24.03.2020
Andi Felder beendet Tätigkeit als Skisprung-Cheftrainer in Österreich
Freund will Stephan Leyhe Tipps geben
Horngacher rechnet mit Wellinger und Siegel
Karl Geiger hält sich in den eigenen vier Wänden fit
Andi Felder beendet Tätigkeit als Skisprung-Cheftrainer in Österreich
Andreas Felder legt nach zweijähriger Tätigkeit seine Funktion als Cheftrainer der österreichischen Skispringer nieder. Zu dieser Entscheidung kam der 58-jährige Tiroler gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im Österreichischen Skiverband, Mario Stecher. Die Entscheidung fiel in beidseitigem Einvernehmen.
Felder, 25-facher Weltcupsieger als Aktiver und damit einer der erfolgreichsten Skispringer der Geschichte, ist dreifacher Familienvater. Nach der Geburt seiner jüngsten Tochter im Februar dieses Jahres könne er die notwendige Zeit für die bevorstehenden, sportlichen Aufgaben nicht mehr angemessen mit seinem Privatleben vereinbaren.
Für Felder war es nach 1995-1997 bereits sein zweiter Einsatz als Cheftrainer der österreichischen Skispringer. Im April 2018 übernahm er nach einer mageren Olympia-Saison in einer herausfordernden Situation den Posten des Cheftrainers. In den vergangenen beiden Wintern konnten unter seiner Leitung insgesamt 40 Podestplätze in Weltcup-Bewerben erzielt werden, darunter 11 Siege. Bei der Heim-Weltmeisterschaft 2019 in Seefeld gab es drei Mal Edelmetall für Österreichs Skispringer. Zudem konnte Stefan Kraft in der abgelaufenen Saison 2019/20 zum zweiten Mal den Gesamtweltcup gewinnen. Im Nationencup belegte das Team von Andreas Felder den zweiten Platz.
Der Österreichische Skiverband bedauert das Ausscheiden von Andreas Felder, hat er doch in letzter Zeit wieder für einen erfreulichen Aufschwung des Springerteams gesorgt, kann aber den Schritt des Jungvaters nachvollziehen. Die Verbandsführung und die sportliche Leitung dankt Felder aufrichtig für die geleistete Arbeit und wünscht ihm für seine private und berufliche Zukunft alles Gute.
Andreas Felder: „Die Tätigkeit als Cheftrainer der österreichischen Skispringer ist eine Aufgabe, die vollen Einsatz braucht und die einem alle Energie abverlangt. Das lässt sich mit meinem Privatleben derzeit nicht vereinbaren. Für mich waren die vergangenen zwei Jahre eine Bereicherung. Zum Glück waren wir auch sportlich erfolgreich. Ich möchte mich hiermit herzlich bei allen Wegbegleitern bedanken und freue mich auf die nächsten Aufgaben. Meinem Nachfolger wünsche ich alles erdenklich Gute."
Mario Stecher: „Der ÖSV und ich persönlich können Andreas Felder nicht genug danken. Er hat die Mannschaft vor zwei Jahren in denkbar schwierigster Situation übernommen und die Trendwende mehr als erfolgreich vollzogen. Dafür gebührt ihm allergrößter Respekt. Jetzt heißt es in die Zukunft schauen und die Weichen für die nächsten Jahre stellen. Uns erwarten einige Highlights wie die Nordische Ski-WM in Oberstdorf, die verschobene Skiflug-WM in Planica und dann die Olympischen Spiele 2022 in Peking. Dafür müssen wir jetzt das richtige Betreuerteam aufstellen."
Freund will Stephan Leyhe Tipps geben
Horngacher rechnet mit Wellinger und Siegel
Nach einem ganzen Winter ohne Skispringen sollen Olympiasieger Andreas Wellinger und David Siegel nach ihren Kreuzbandrissen bald wieder normal trainieren. „Der Plan ist, dass sie ab dem 1. April komplett einsteigen und dann ganz normal trainieren, wie die anderen auch“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher der dpa. „Für Ende Mai planen wir dann die ersten Sprünge an der Schanze“, ergänzte er, wohlwissend, dass das Training außer Haus derzeit wegen der Corona-Krise nicht ohne weiteres möglich ist. „Ich hoffe, dass sich die Lage bis dahin ein bisschen entspannt“, sagte Horngacher.
Wellinger (24), der 2018 im südkoreanischen PyeongChang Olympia-Gold von der Normalschanze gewonnen hatte, erlitt im vergangenen Juni beim Training einen Kreuzbandriss. Der ein Jahr jüngere Siegel hatte sich seine Knieverletzung bereits im Januar 2019 beim siegreichen Teamwettbewerb in Zakopane zugezogen.
Lange nicht zur Verfügung stehen wird dem Bundestrainer der Willinger Stephan Leyhe. Der Upland-Adler hatte sich im letzten Sprung der wegen des neuartigen Coronavirus vorzeitig abgebrochenen Saison einen Kreuzbandriss zugezogen. „Normalerweise sagt man, man muss ein Jahr Pause machen“, sagte Horngacher über die Verletzung des 28-Jährigen.
Severin Freund, mit dem Leyhe beim Skifliegen 2026 mit Silber seine erste WM-Medaille gewann, leidet nach dem Kreuzbandriss Leyhes mit seinem Teamkollegen mit. "So eine Verletzung geht einem schon nahe, wenn man das selbst mal erlebt hat. Und dann ist das auch noch so extrem unnötig passiert", sagte der ehemalige Weltmeister. Freund (31) hat selbst bereits zwei Kreuzbandrisse hinter sich. Von der Raw Air zurück in Deutschland habe er Leyhe sofort besuchen wollen, so Freund, "aber dann gab es einen Besuchsstopp im Krankenhaus." Das Treffen werde er aber nachholen und Leyhe auch Tipps geben.
Der Sturz in Trondheim, auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Sturz im Teamwettbewerb von Oslo, hätte nach Ansicht von Freund möglicherweise verhindert werden können. Der Anlauf sei für die Windverhältnisse "relativ hoch" angesetzt gewesen, sagte der Team-Olympiasieger von 2014. "Man überlegt schon, ob man das in der Quali hätte zulassen müssen. Da denkt man sich: Okay, das sind so Fälle, die wären extrem einfach zu verhindern gewesen, indem man einfach zwei, drei, vier Luken niedriger fährt."
Er selbst habe inzwischen kaum noch Beschwerden, sagte Freund. "Es ist nicht so, dass man gar nichts merkt. Natürlich knackt es mal öfter. Aber das Knie ist komplett schmerzfrei", sagte er. Nun freue er sich auf die kommende Saison, auch wenn die Vorbereitung durch die Coronakrise derzeit unsicher sei. "Normalerweise fangen wir Mitte, Ende Mai an zu springen. Das steht alles momentan komplett in den Sternen", sagte der in München lebende Bayer.
Karl Geiger hält sich in den eigenen vier Wänden fit
Vizeweltmeister Karl Geiger hofft auf möglichst wenige Auswirkungen der Coronakrise auf das Skispringen. Aktuell plant der Zweite des Gesamtweltcups mit einer Rückkehr auf die Schanze im Mai, die Saison soll Ende November in Polen starten. "Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie es weitergeht. Ich hoffe, dass wir nächsten Winter wieder ganz normal starten können", sagte der 27-Jährige dem SID. Aktuell hält Geiger sich in den eigenen vier Wänden in Oberstdorf mit Krafttraining oder "Sprüngen vom Küchentisch" fit. Es liege in der Eigenverantwortung jedes Springers, nun angemessen zu trainieren.
Das abrupte Ende seiner bislang besten Saison am 12. März wenige Stunden vor dem Weltcup im norwegischen Trondheim bezeichnete Geiger im Rückblick als durchaus chaotisch. "Wir haben uns auf den Wettkampf vorbereitet, und dann hieß es: wartet mal. Und dann: Saison beendet. Da steht man erstmal da zwischen Tür und Angel", sagte der viermalige Saisonsieger: "Ich habe dann gesagt: So, Jungs, die Saison war nicht so schlecht, trinken wir ein Bier." Geiger hatte im vergangenen Winter zeitweise das Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters getragen, am Ende musste er dem Österreicher Stefan Kraft den Vortritt lassen. "Es sind viele geniale Sachen passiert. Die ganze Saison lief konstant, daran habe ich auch gearbeitet", sagte er. Nun hoffe er auf eine gute Vorbereitung auf die kommende Saison, in der mit der WM in seiner Heimat Oberstdorf ein echtes Highlight ansteht: "Ich möchte alles dran setzen, dass es noch einmal besser wird - und wir eine coole WM haben."