Weltcup-Splitter 25.1.2021
Playlist für den Telemark vom Sofa aus
Willinger Stadionsprecher bereiten sich auf die "Geisterspringen" am
Mühlenkopf vor
In Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen oder Innsbruck, ja selbst in Planica oder Zakopane sind die Eisenbichlers, Geigers & Co. im Training schon unter sich gewesen und kennen die Atmosphäre ohne Zuschauer. Keine Skisprung-Fans in der Party-Hochburg Willingen? Das ist kaum vorstellbar! Deshalb ist das Sprecherteam am Mühlenkopf mit Gunnar Puk und Jürgen Bangert, dem im ganzen Sauerland bekannt und beliebten DJ Tony Kaufmann von den NRW-Lokalradios und dem Puk-Assistenten Matthias Schulze schon seit Wochen dabei, sich auf die "Geisterspringen" am Mühlenkopf auf der größten Großschanze der Welt einzustimmen. Und im Internet haben sie bei Spotify unter dem Stichwort Skisprung-Party Willingen schon eine Playlist ins Netz gestellt für alle die, die zuhause vor dem Fernsehschirm bei Glühwein und einer Bratwurst aus Mutters Küche einen Telemark vom Sofa aus wagen wollen. Nahezu akribisch hat sich Puk, dessen Vater Rainer schon als "Stimme vom Mühlenkopf" die Fans informiere und ob seiner markigen Sprüche bekannt war, auf die drei Tage vom 27. bis 29. Januar vorbereitet. "Vor allem bei Eurosport gab es durch den neuen Experten Werner Schuster schon tolle Informationen für mich und meine Arbeit, erzählt der Jung-Vater, der mit der früheren Biathlon-Junioren-Weltmeisterin Stephanie Müller verheiratet ist,in Dortmund lebt und dort gerade das fieberkranke gemeinsame Kind in den Armen durch die Wohnung schaukelt. Skispringen ist nicht erst seit der Pandemie ähnlich wie Biathlon zu einer festen Größte im Fernsehsport geworden. Das Neujahrssksirpngen in Garmisch-Partenkirchen erlebte gerade mit über 7 Millionen Fans am Bildschirm einen neuen Zehn-Jahres-Rekord.
"Die Wintersport-Übertragungen helfen doch gerade mit, zu Hause zu bleiben und sich so die Zeit zu vertreiben", sagt Puk, der bei einem Kurztrip ins heimische Willingen kürzlich erstaunt gewesen ist, "wo überall Autos parken und die Menschen trotz Corona mit Kind und Kegel, Maske und Schlitten in die Natur streben." An der größten Großschanze der Welt hat Puk das neue Sprecherhäuschen im Auslauf inspiziert, aus dem ab sofort die Stimmung kommen soll und muss. Und es gibt auch schon einen Spitznamen dafür, wie er verrät: "Die lauteste Glühwein- und Wurstbude im Upland." Von hier aus werden Puk und der DJ "alles durch die Lautsprecher jagen, was wir in den letzten Jahren aufgezeichnet haben." Besonders wenn die letzten zehn Springer an den Start gehen, sollen die sich auf der Schanze, in der Luft und nach der Landung zumindest akkustisch nicht einsam fühlen. Zumindest ein Lied fehlt auf der Playlist: das der Waldecker, das im vergangenen Jahr beim sensationellen Triumph von Stephan Leyhe auf seiner "Heimschanze" wie versprochen nach der Deutschland-Hymne vom Band eingespielt und von tausend Kehlen mitgesungen worden war. Der "Upland-Adler" hofft, nach seinem Kreuzbandriss, Operation und Reha im nächsten Winter auch wieder in Willingen am Start zu sein. In die Situation seiner Teamkameraden kann sich der Gesamt-Dritte der Saison 2018/19 gut hinein denken: "Es fehlt das "ziiieh" und "oooh" (lacht). Natürlich springen wir auch sonst an Orten, wo wenige Zuschauer sind. Aber wenn wir in Deutschland springen, dann ist immer viel los. Das Remmidemmi pusht uns Springer, um vielleicht noch fünf oder zehn Prozent mehr rauszuholen. " Und weiter: "Das wird jetzt die Kunst, den Sieg auch in einem leeren Stadion so extrem zu wollen und die Prozentpunkte ganz allein rauszuholen. Ich mache mir bei den Routiniers keine Sorgen."
Für die deutschen Skispringer war es aber eine besondere Situation, gerade in Oberstdorf oder in Garmisch in ein leeres Stadion zu springen. Das fühlte sich an wie ein aufgewertetes Training. Aber am Ende ist es immer noch die Vierschanzentournee. Ein bisschen "Remmidemmi" wollen Puk, Bangert & Co. zumindest beim Kult-Weltcup "Willingen/6" für die weltbesten "Adler" machen.
Beim anschließenden Continental Cup wird alles eine Nummer kleiner gefahren. " Da bin ich Einzelkämpfer", sagt Gunnar Puk. So wie beim letzten Mal, als mit David Siegel, Pius Paschke und Karl Geiger schon einige der prominenten DSV-Adler Willingen mit nur ganz wenigen Zuschauern erlebten. Diesmal könnten übrigens Andreas Wellinger, Richard Freitag, Gregor Schlierenzauer und Noriaki Kasai am Start sein, die in der 2. Liga des Skispringens wieder um Anschluss kämpfen müssen.
Schmidt und seine Vorspringer für Willingen
Michael Schmidt, der Chef der Vorspringer, greift zusammen mit seinem Co-Trainer Oliver Böhme und seinem Team aus Deutschland und Slowenien auf der Mühlenkopfschanze in Willingen in den eltcup ein. Aus gesundheitlichen Gründen hatte Schmidt in diesem Winter bisher passiert. Im Waldecker Upland kommen Thomas Klemm, Marko Gohlke, Nicolas Haydt, der Österreicher Martin Nagiller sowie die Slowenen Andraz Pograz , der frühere Weltcup-Sieger Rok Urbanc, Matija Stemberger, Sost und Urban Susnik , Luka Plestenjak , Rok Tarman und Loitze Petek zum Einsatz. Ein zweites Team ist parallel beim Weltcup der Skispringerinnen in Titisee-Neustadt am Start.
COC auch in Klingenthal
Klingenthal springt erneut in die Bresche. Nachdem der Veranstalter des VSC Klingenthal bereits einen Weltcup von Sapporo übernommen hat, springen die sächsischen Organisatoren nun auch in der zweiten Liga des Skispringens ein. Wie die FIS offiziell bestätigt hat, wird der Continental Cup, der ursprünglich in Iron Mountain (USA) von 13.-14.02. geplant war, nun in Klingenthal stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Reisebestimmungen können die Wettbewerbe nicht in den Vereinigten Staaten durchgeführt werden. In der Vogtland Arena findet eine Woche vorher bereits der Weltcup von 05.-07.02. statt – parallel zu den vier Continental Cup-Bewerben in Willingen.
Angelika Göbel beim COC im Turm
Die Willinger FIS-Sprungrichterin Angelika Göbel ist zusammen mit ihren Kollegen Jürgen Günther, Bob Knoll und Joachim Lesser für die vier Continental-Cup-Wettbewerbe vom 5. bis 7. Februar in den Sprungrichter-Turm nominiert worden. Das Quartett hat internationale Erfahrung, Göbel ist zuvor beim Weltcup im Organisationskomitee eingespannt, u.a. für die Betreuuug ihrer internationalen Kollegen.
Ammann überlegt noch
Vierfach-Olympiasieger Simon Ammann will kurzfristig entscheiden, ob er zum Weltcup oder Continental Cup auf die Mühlenkopfschanze kommen wird. Nach seinem Sieg beim COC in Innsbruck, seinem ersten in seiner langen Karriere in Österreich, befindet er sich auf Formsuche für die Nordische Ski-WM und braucht vor allem noch viele Sprünge. Er gehört zu den 64 namentlich benannten Aktiven aus 16 Ländern für „Willingen/6“. Erfahrungsgemäß wird es aber in den kommenden Tagen noch einige Änderungen geben, da z B. Cene Prevc positiv auf Corona getestet worden ist und in Lahti fehlte.