Weltcup-Splitter
30 Jahre Willinger Weltcup - Don Camillo, Siggis Hütte, Brauhaus und Skywalk
Die Tatsache, dass in Willingen internationale Skispringen stattfinden konnten, obwohl in Mitteleuropa keine Flocke Schnee gefallen und keine andere Sprungschanze präpariert worden war, hatte die Skisprung-Szene neugierig gemacht auf die Großschanze und den Wintersportplatz im Waldecker Upland. Die nordischen Fachjournalisten aus ganz Europa hatten sich schlau gemacht über die Gegebenheiten und Möglichkeiten im neuen Weltcup-Ort, als die Premiere 1995 anstand. Direkt von der Vierschanzentournee flogen die weltbesten Skispringer via Salzburg und Paderborn nach Nordhessen ein. Fast 80 gastronomische Betriebe boten auch für die vielgereisten Reporter eine unglaubliche Vielfalt. „Wo ist das Don Camillio?“, erkundigte sich dann auch der Wiener Willy Ahstl, neben Bruno Moravetz und Werner Kirchhofer einer der drei Gründer des Forum Nordicums, unmittelbar nach seiner Ankunft im Pressezentrum. Bis nach Österreich hatte es sich herumgesprochen, dass in einer ehemaligen Kirche ein Restaurant betrieben wurde. Auch Siggis Hütte wurde schnell zu einem Begriff in der Skisprung-Szene. Nicht erst, als Gregor Austria-Adler Schlierenzauer vom Sponsor Red Bull zum legendären Hüttenabend bei Siggi anlässlich eines Forum Nordicums auf dem Ettelsberg eingeflogen wurde, um den brennenden Hüttengeist und die Erbsensuppe mit Wienerle im Bierkrug kennen zu lernen.
Die vielen Skisprung-Fans umlagerten schon bald den Sauerland Stern oder das Kurhotel 2020, wo ihre Idole wie Andreas Goldberger, Martin Schmitt oder Sven Hannawald mit ihren Teams Quartier gemacht hatten. Vor dem „Stern“ parkte der österreichische Teambus und hier deckten sich die ÖSV- Adler für die weitere Saison mit Skispringer-Salami und Schinken aus der Metzgerei Saure in Usseln ein. Den frierenden, meist weiblichen Fans („Martin, ich will ein Kind von dir“), die vor dem „2010“ stundenlang in der Kälte ausharrten, spendierte der damalige Hoteldirektor Volker Slowek heißen Tee und warme Würstchen. Heiß her ging es bald auch im „Willinger Brauhaus“, wo sich die Funktionäre, Trainer und Betreuer zum Feierabend-Bierchen trafen. Der Sicherheitsdienst kannte beim Einlass kein Pardon auch vor großen Namen. Ein ehemaliger DSV-Präsident hatte das Brauhaus verlassen, um zu telefonieren. Ohne die zurückgelassene Akkreditierung wollte man ihm keinen Einlass mehr gewähren.
Zu später Stunde soll sich auch manch einer der prominenten Springer aus der Disco im „Stern“ unter die Fans an der Brauhaus-Theke verirrt“ haben. Es soll auch schon mal vorgekommen sein, dass der ein oder andere danach seine eigentliche Unterkunft nicht mehr gefunden hat. So fragte ein Hotel-Besitzer besorgt bei einer Mannschaftsleitung nach: „Bei mir auf der Ofenbank an der Rezeption schlafen zwei Sportler die aussehen wie Goldi und Duffi.“ Wenn sie so aussehen, werden sie es auch sein, bekam er prompt zur Antwort. Und ein anderer Hotelier erwischte einen „Adler“ mit dem richtigen Zimmerschlüssel in der falschen Herberge....
Und es ist auch überliefert, dass der Ski-Club den beiden „Vorspringern“ Martin und Hanni nach einem Weltcup in Übersee und vor einem folgenden Großereignis einige Tage die Möglichkeit bot, sich samt Auto des Sponsors Subaru inkognito von den Reisestrapazen zu erholen, ohne die ganze Aktion an die große Glocke zu hängen. Neuste Attraktion für die Skisprung-Szene ist neben der in den vielen Jahren immer weiter um- und ausgebauten größten Großschanze der Welt der Skywalk, Europas größte Hängebrücke, die inzwischen auch die meisten Skispringerinnen und Skispringer nicht nur bestaunt, sondern auch getestet haben. Wobei allerdings auch schon herausgekommen ist, dass es Skispringerinnen und Skispringer mit Höhenangst geben soll.